Am Sonntag (31.10.2021) wird die Zeit wieder umgestellt. Die Zeit? Nein, die Uhr, sagt unser Reporter. Die Zeit können wir weder anhalten noch beschleunigen - auch wenn uns das manchmal so vorkommt. Denn unser Zeitgefühl ist relativ.
Über die Abschaffung der Zeitumstellung wird ja schon länger in der EU-Politik debattiert. Moment, Zeitumstellung? "Nicht die Zeit wird umgestellt. Die Uhr wird umgestellt", stellt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Johannes Döbbelt klar. Doch egal, an was gedreht wird: das Empfinden der Zeit ist subjektiv. Manche Situationen ziehen sich gefühlt in die Länge wie ein Kaugummi. Andere erleben wir sehr schnell, sagt unser Reporter.
Typische Wartezeitsituation
Der Psychologe Marc Wittmann erforscht unsere Zeit-Wahrnehmung. Wittmann sagt: "Wenn wir unsere Körperlichkeit selbst wahrnehmen, ist es fast gleichbedeutend mit dem Achten auf die Zeit. Und die Zeit dehnt sich." Das sei eine typische Wartezeitsituation. Dann vergehe die Zeit nach dem Empfinden langsamer.
Das bedeutet, je mehr wir auf die Zeit achten, desto langsamer vergeht sie, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Johannes Döbbelt, zumindest ist das unser Gefühl: "Vielleicht kennt ihr auch das Gefühl auf dem Laufband im Fitnessstudio, dass die Zeit einfach nicht vergehen will." Ganz normal, meint Johannes.
"Wenn wir uns körperlich anstrengen, also Sport machen, führt das auch dazu, dass die gefühlte Zeit eher länger wird."
Ganz ähnlich ist es, wenn wir aufgeregt sind. Zum Beispiel kurz vor einer wichtigen Prüfung. Da kann sich die Zeit auch wie eine kleine Ewigkeit anfühlen, bis die Prüfung beginnt.
Wir nehmen die Zeit rückblickend anders wahr
Reporter Johannes Döbbelt sagt, dass wir Zeit auch im Rückblick anders wahrnehmen. Um das zu verstehen, schauen wir erst mal, wie es war, als wir jung waren: in der Kindheit und auch noch im jungen Erwachsenenalter erleben wir sehr viele Dinge zum ersten Mal.
Psychologe Marc Wittmann erklärt, dass wir in der Zeit so viel Neues erfahren, erleben und durchmachen, dass sich das auf unser Zeitempfinden auswirkt: Die Erlebnisse bleiben im Gedächtnis hängen, und das Erinnern an das Emotionale dehne die Zeit im Rückblick.
"Das heißt, wenn wir jung sind und total viel erleben mit neuen Eindrücken, vergeht die Zeit in dem Moment vielleicht sehr schnell. Im Rückblick ist es dann genau anders herum."
Später im Leben, wenn die Routinen immer mehr werden und wir weniger Neues erleben, kommt uns die Zeit im Rückblick kürzer vor, als ob sie schneller vergangen sei. Denn unser Gehirn hat einfach nicht mehr so viele emotionale Momente, die es abspeichern muss.
Wie in der Kindheit neue Sachen lernen
Unser Reporter hat einen Tipp dafür, wie wir das ändern können: "Wir sollten wie in unserer Kindheit viele neue Sachen ausprobieren und etwas zum ersten Mal erleben." Denn diese vielen neuen Erlebnisse halten die Zeit im Rückblick für uns an.