Zooarchitektur wird eigentlich nur einer Art gerecht – dem Menschen. Die Architektin Natascha Meuser über Zoos im Wettbewerb und die Bedürfnisse von Elefanten.
Nachdem ein Brand das Affenhaus im Zoo Krefeld in der Silvesternacht am Morgen des 1.01.2021 zerstört hat, wird dort wieder ein Gehege und ein Neubau für neue Affen errichtet. Eine Himmelslaterne hatten den Brand ausgelöst. Geplant ist nun das Artenschutzzentrum Affenpark. Der Zoo möchte eine Fläche von rund 20.000 Quadratmetern bebauen.
Auf die Frage, warum die Tiere überhaupt in Gefangenschaft gehalten werden müssen, antwortet der Zoo mit dem Argument des Artenschutzes. Die Teilnahme an Zuchtprogrammen gehöre zum Konzept. "Schöner, moderner und artgerechter als jemals zuvor", hat der Krefelder Oberbürgermeister das Vorhaben genannt.
Zoos im Konkurrenzverhältnis
"Artgerecht" – dieses Wort hört Natascha Meuser nicht gerne. Sie versucht, es zu vermeiden. Die Architektin lehrt Innenraumplanung an der Hochschule Anhalt und hat dort die Gründung des Instituts für Zooarchitektur angeregt. Sie findet die Zoos hätten eine Wettbewerbsphase von rund 150 Jahren hinter sich.
Es sei um die Zahl der Tierarten, um ihre Gefährlichkeit und ihre schiere Größe gegangen. Heute müssten wir uns allerdings eher fragen: "Was wollen wir denn überhaupt noch im Zoo halten?"
"Heute müssen wir wirklich die Frage stellen: Macht es überhaupt noch Sinn? Sollte es nicht kleiner, also statt größer kleiner werden? Wie viel Wildheit zeigen wir?"
Sie kritisiert ganz allgemein bei Zoos die Fixierung auf die Big Five: Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Für diese Arten werde besonders spektakulär gebaut, aber schon das Auslaufbedürfnis eines Elefanten von rund 20 Kilometern täglich lasse sich in Gefangenschaft nicht stillen. Sie fragt: "Warum bauen wir diese großen, spektakulären Bauten nicht für einen Auerochsen oder für einen Frosch, ein ungarisches Steppenrind?"
"Ein Elefant braucht 20 Kilometer Auslauf am Tag. Wie kann ich dem gerecht werden auf so einer kleinen Fläche im Zoo?"
Grundsätzlich spiegele Zooarchitektur immer das Verhältnis des Menschen zum Tier, sagt Natascha Meuser. Derzeit stehe bei der Präsentation von Tieren in Zoos eine Event-Architektur im Vordergrund.
Der Zoo als Paradies
Die Architektin kann sich statt der architektonischen Dauerpräsentation einzelner Highlight-Arten in Zoos vorstellen, Tierarten, die es vertragen, an ungewöhnlichen Orten zu zeigen. Das könne bei Zuschauenden vielleicht ein größeres Bewusstsein wecken.
Statt fressen und gefressen werden, herrschen in Zoos ganz allgemein paradiesische Zustände, sagt Natascha Meuser. Statt sich gegenseitig zu jagen und zu fressen, werden die Tiere gefüttert und müssen gut aussehen.
"Wir inszenieren ein Bild, das es nicht mehr gibt und das nicht in unsere Zeit passt."
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