Fische werden von vielen von uns völlig unterschätzt: Goldfische haben gar nicht so ein kurzes Gedächtnis und es gibt sogar Fische, die rechnen können.

In manchen Restaurants werden exotische Fische als Hingucker genutzt, um ein eher langweiliges Interieur aufzupeppen. Und in unseren Wohnungen leben sie in oft viel zu kleinen und oft nicht artgerechten Aquarien als scheinbar pflegeleichtes Haustier, das keinen Lärm und vergleichsweise wenig Schmutz macht.

Dabei können Fische viel mehr als auf den ersten Blick erkennbar ist. Unsere oft etwas stumpf wirkenden stummen Mitbewohner können nicht nur von links nach rechts und wieder zurückschwimmen und ab und zu eine Futterflocke aus dem Wasser einsaugen. Manche Fische können sich beispielsweise monatelang an einen Köder erinnern, von dem sie sich täuschen lassen haben, und vermeiden diesen dann. Und das, obwohl beispielsweise Goldfischen fälschlicherweise bisher ein Kurzzeitgedächtnis zugesprochen wurde.

Rechnen mit Zahlen bis fünf

Buntbarsche und Stachelrochen beherrschen darüber hinaus noch einfache Rechenarten wie Addition und Subtraktion. Das hat ein Forschenden-Team der Universität Bonn vor Kurzem mit einer Reihe von Experimenten nachgewiesen.

Rechenaufgaben für Fische
Beispiel für zwei Testaufgaben: - Die Tiere schwammen nach dem erfolgreichen Training meist zu der korrekten Lösung.

Das Forscherteam der Uni Bonn hat acht Buntbarsche und acht Stachelrochen darauf trainiert, die Farbe blau als Signal für Addition zu erkennen und Gelb als Farbe für Subtraktion. Dafür haben sie den Tieren jeweils Bildkarten gezeigt, mit ein bis fünf blauen oder gelben Symbolen.

Je nach Farbe mussten die Tiere entweder 'plus eins' oder 'minus eins' rechnen. Also wenn sie eine Karte bekamen mit vier Quadraten und die waren blau gefärbt, dann war das Ergebnis fünf – vier plus eins. Waren die Quadrate gelb, war das Ergebnis drei – vier minus eins.

Belohnung für die richtige Antwort

Die Forschenden haben den Fischen die Antworten auf Karten, zu denen sie schwimmen mussten, hingehalten. Dabei hatten die Fische immer jeweils eine richtige und eine falsche Antwort zur Auswahl. Wenn die Fische zur richtigen Antwort geschwommen sind, dann bekamen sie eine Belohnung. Schwammen sie zur falschen, gingen sie leer aus. So haben sie mit der Zeit gelernt, dass blau Addition und gelb Subtraktion bedeutet.

Stachelrochen (links) und Buntbarsche - können im Zahlenraum bis 5 einfache Additionen und Subtraktionen durchführen.
Stachelrochen (links) und Buntbarsche - können im Zahlenraum bis 5 einfache Additionen und Subtraktionen durchführen.

Um auszuschließen, dass die Fische die Ergebnisse einfach nur auswendig lernen und keine Rechenleistung anwenden, haben die Forschenden bei dem Training zwei Berechnungen immer ausgelassen. Und zwar: 3+1 und 3 -1.

Nach der Lernphase haben die Tiere diese zwei Rechnungen zum ersten Mal gezeigt bekommen – und auch da schwammen die meisten zum richtigen Ergebnis.

Rechenfähigkeit durch Transfernleistung getestet

Um das Ganze noch komplizierter zu gestalten, haben die Forschenden den Fischen in diesem speziellen Fall keine Quadrate gezeigt, sondern ganz unterschiedliche Formen. Die Tiere mussten also bei den Transferaufgaben die Menge der abgebildeten Objekte erkennen, sich an die Bedeutung der Farbe erinnern und die jeweilige Lösung errechnen. Insgesamt eine beachtliche Leistung für einen Fisch mit dem entsprechend kleinen Gehirn.

Lieber addieren als subtrahieren

Es gab selbstverständlich auch Fische, die sich mal verrechnet haben. Und interessanterweise haben die Forschenden festgestellt, dass Fische lieber addieren als subtrahieren. Das Gleiche gilt auch für Grundschulkinder.

Die Buntbarsche hatten bei der Addition 78 Prozent der Aufgaben richtig gelöst. Bei den Stachelrochen waren es sogar 94 Prozent. Bei den Subtraktionsaufgaben lag die Trefferquote bei den Buntbarschen bei 69 Prozent und bei den Stachelrochen 89 Prozent.

Shownotes
Zoologie
Fische, die rechnen können
vom 01. April 2022
Moderation: 
Paulus Müller
Gesprächspartnerin: 
Meike Rosenplänter, Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten