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Oft werden junge Frauen oder Männer in den Ferien ins Ausland verschleppt und zwangsverheiratet. Die Hilfsorganisation Papatya setzt auf Aufklärung und holt Betroffene auch wieder zurück nach Deutschland.

In Großbritannien werden Mädchen und Frauen an Häfen, Flughäfen und Bahnhöfen angesprochen. Spezialeinheiten halten Ausschau nach Reisenden, die Opfer einer Zwangsverheiratung geworden sein könnten oder womöglich von diesem Schicksal bedroht sind. Denn gerade in den Sommerferien werden sie von ihren Familien nach Pakistan, Libanon oder Indien gebracht und verheiratet.

Christine Schwarz* von Hilfsorganisation Papatya hält das für problematisch, Menschen gezielt anzusprechen und aus einer Schlange herauszuholen. Papatya ist eine Hilfsorganisation für Frauen, die verschleppt und zwangsverheiratet wurden oder die Ehrenmord befürchten.

"Es macht keinen Sinn jemanden gegen seinen Willen aus der Familie herauszuzerren. Der Impuls muss von den Betroffenen kommen."

Häufig würden Betroffene im gute Glauben mit der Familie mitgehen und dann erst im Ausland feststellen, dass sie zwangsverheiratet werden und nicht zurückkehren dürfen. "Wir brauchen schon die Entscheidung der Betroffenen, dass es so nicht weitergehen kann und dass sie daran etwas ändern wollen", sagt Christine Schwarz*.

Aufklären und Personal an Flughäfen schulen

Denn vom äußeren Anschein sei es schwer zu erkennen, ob jemand betroffen sei. Christine Schwarz hält es deshalb für sinnvoller, an Orten wie der Damentoilette im Flughafen Informationsmaterial auszulegen. Denn dort könnten die Frauen unbeobachtet Broschüren einstecken. Gleichzeitig sollte auch Flughafenpersonal und Bundesgrenzschutz geschult werden, sodass sie, wenn sie von einer Frau angesprochen werden – manchmal seien es auch Männer -, wissen, welche Maßnahmen sie ergreifen können, sagt Christine Schwarz*.

"Sinnvoll ist, Informationsmaterial auszulegen – bevorzugt auf den Damentoiletten – und eine Schulung von Flughafenpersonal und Bundesgrenzschutz."
Christine Schwarz* von Papatya

Betroffene können sich bei der Koordinierungsstelle für Verschleppung Hilfe holen. Die Stelle unterhält eine Website, wo sich Betroffene darüber informieren, was sie im Fall einer Verschleppung unternehmen können wie:

  • Vertrauenspersonen einbinden und informieren
  • Daten über den Ort sammeln, wo die Heirat stattfinden soll, wann die Rückkehr geplant ist
  • Passkopie einstecken
  • Geheimes Mobiltelefon einstecken
  • Eigenes Geld mitnehmen

Betroffene, die bereits im Ausland festsitzen, sollen den Kontakt zur Hilfsorganisation geheim halten, rät Christine Schwarz.

"Wenn der Kontakt zu uns entdeckt wird, wird die Situation für die Betroffene noch viel schwieriger werden."
Christine Schwarz* von Papatya

Wenn jemand ins Ausland verschleppt wurde, rät Christine Schwarz*:

  • Geduld
  • Oberflächliche Anpassung
  • Mit der Hilfsorganisation im Kontakt bleiben

Die Hilfsorganisation versucht in solchen Fällen, hinter den Kulissen mit der deutschen Botschaft, dem Jugendamt und der Ausländerbehörde die Rückkehr zu organisieren.

"Der Weg aus der Familie heraus wird ein sehr einsamer und gefährlicher. Das bleibt und ist ganz schwierig, den zu bewältigen."
Christine Schwarz* von Papatya

Offizielle Zahlen darüber, wie viele Betroffene es in Deutschland gibt, sind nicht bekannt, sagt Christine Schwarz*, weil die Fälle nicht erfasst werden. Bei der Hilfsorganisation hätten sich im vergangenen Jahr 87 Betroffene wegen Verschleppung gemeldet. Davon seien 25 im Ausland festgesessen, wovon sie sieben zurückholen konnte.

*Christine Schwarz ist ein Pseudonym.

Die Hilfsorganisation Papatya klärt auch in diesem Video #HolDirHilfe auf:

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Shownotes
Aufklärung
Zwangsheirat: Wo Betroffene Rat und Hilfe finden
vom 16. August 2019
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Christine Schwarz* von Papatya