Ein ungewollter Kuss auf den Mund einer Spielerin - dafür kam der Chef des spanischen Fußballverbands vor Gericht. Solche Konsequenzen sind nach Übergriffen auf Sportlerinnen aber selten.

Das sagen zwei Forscherinnen der Uni Melbourne in Australien. Sie haben rund 1600 Berichte der letzten 25 Jahre ausgewertet. Ihr Fazit: Gewalt und Übergriffe gegen Sportlerinnen kommen immer wieder vor - es würde aber so getan, als sei das normal. Wenn es dann doch zu Vorwürfen kommt, reagierten Organisationen in der Regel kaum.

Diese breite Akzeptanz liege unter anderem daran, dass der Sport oft als eine Art Ersatzfamilie diene - mit engen Beziehungen zu Trainern, Teamkollegen oder Funktionären. Gerade Trainer würden oft als Vaterfigur angesehen, die man nicht in Frage stellt. Das gebe ihnen viel Macht - zum Beispiel, um Opfer zu isolieren. Ein weiteres Problem sehen die Forscherinnen darin, dass Frauen oft immer noch als weniger wert und als Bedrohung angesehen würden. Besonders in traditionellen Männersportarten wie Judo und Boxen oder auf Funktionärsebene.

Hilfe für Betroffene bietet das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen". Über das Angebot hat Deutschlandfunk Nova auch schon im Podcast Eine Stunde Liebe berichtet.