Erst Coca-Cola, nun Nutella: Beim "Adbusting" werden Wahlplakate manipuliert. Cola- oder Nutella-Werbung verbreitet dann plötzlich eine politische Botschaft. Die Fotos verbreiten sich rasend schnell im Netz.

Wir können Werbeplakaten oft kaum ausweichen und gucken hin – ob wir wollen oder nicht. In den vergangenen Tagen und Wochen sind einige ungewöhnliche Werbeplakate aufgetaucht: von Coca-Cola und von Nutella, die mit ihren Plakaten scheinbar politische Botschaften verbreiten. Tatsächlich steckt dahinter aber eine Aktivisten-Gruppe.

Das gefakte Coca-Cola-Plakat ist bereits in der vergangenen Woche in Berlin aufgetaucht. Neben dem Logo der Firma und einem Cola-Weihnachtsmann steht der Schriftzug "Für eine besinnliche Zeit: Sag' Nein zur AfD".

Auf einem anderen Plakat, ebenfalls in Berlin, ist ein großes Nutellaglas zu sehen. Drüber steht der Schriftzug: "Lieber braun aufs Brot, als braun im Kopf", unter dem Bild steht noch die Zeile "Gegen Rassismus, Intoleranz und die rechte Hetze der AfD". Das Plakat wurde in Berlin in eine Werbe-Vitrine geschmuggelt.

Die Plakate haben eine hohe Reichweite im Netz

Hinter beiden Aktionen steht eine Aktivistengruppe namens Modus. Laut eigener Angaben besteht die Gruppe aus rund 50 Menschen, Männern und Frauen – Aktivisten, Künstlern, Juristen und Musikern.

Die Aktivisten sagen, sie wollen mit dem Adbusting ein Zeichen gegen die AfD und gegen den "Rechtsruck in Deutschland" setzen. Beide Plakate wurden übrigens wieder entfernt, aber die Fotos der Aktion wurden über Social Media oft geteilt und weit verbreitet. 

Adbusting gibt es seit den 70er Jahren

Das Konzept, die Aussagen von Werbeplakaten zu verändern, nennt sich übrigens "Adbusting" und ist nicht neu. Schon in den 70er-Jahren hat in den USA eine Gruppe namens "Billboard Liberation Front" ähnliche Aktionen gestartet. Die Billbord Liberation Front hat damals zum Beispiel Zigaretten-Werbung so verändert, dass der berühmte Marlboro-Cowboy im Bild gähnt, weil er immer für die gleichen öden Werbekampagnen herhalten muss.

Und auch in Deutschland haben in der Vergangenheit immer wieder Adbusting-Aktionen in Deutschland die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Zum Beispiel wurde 2017 die Plakat-Werbung der Single-Börse "Parship" so bearbeitet, dass der Slogan lautete: "Pornshop – Alle 11 Minuten merkt ein Single, dass ihm Pornos das Sexleben versaut haben".

In Wahlkampfzeiten werden Wahl-Plakate ebenfalls oft überklebt oder bearbeitet. Das betrifft nicht nur Plakate der AfD, sondern auch SPD, CDU und alle anderen Parteien. Insgesamt kann man sagen: Meist steht entweder politische Kritik dahinter, wie in den aktuellen Fällen oder auch Konsum- und Kapitalismus-Kritik im weitesten Sinne.

Es ist illegal, Werbung zu verändern

Wenn Plakate überarbeitet oder beschädigt werden, dann ist das grundsätzlich illegal und fällt unter den Strafbestand "Sachbeschädigung". Im Strafgesetzbuch steht unter Punkt zur Sachbeschädigung: "Ebenso wird bestraft, wer unbefugt das Erscheinungsbild einer fremden Sache verändert."

Paul Lange, Anwalt für Markenrecht, sagt, dass auch die Unternehmen, die hinter den Marken Coca-Cola und Nutella stecken, geschädigt werden könnten und dass sie wegen dieser Schädigung klagen könnten.

"Die Unternehmen werden in ihrem Persönlichkeitsrecht verletzt. Im Ergebnis hat niemand das Recht, Marken-, Unternehmensnamen oder die Werbung eines Unternehmens für seine politischen Ziele zu instrumentalisieren."
Paul Lange, Anwalt für Markenrecht

Trotzdem gibt es selten Verfahren und Verurteilungen im Bereich des Adbusting. Einerseits, weil es schwierig ist, die Täter zu fassen. Andererseits auch deswegen, weil die Unternehmen nicht zwingend dagegen vorgehen. Mögliche Gründe sind, dass sie kein Interesse daran haben, sich in politischen Diskussionen zu verstricken oder – wie im aktuellen Fall – dass sie einfach von der großen Aufmerksamkeit profitieren. Coca-Cola beispielsweise hat die Fotos der Aktion sogar im Netz geteilt.

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Shownotes
Politische Aktion
Adbusting: Wenn Werbeplakate gekapert werden
vom 12. Dezember 2018
Gesprächspartner: 
Johannes Döbbelt, Deutschlandfunk Nova
Moderatorin: 
Sonja Meschkat