Afridun Amu schreibt gerade Geschichte: Denn es ist das erste Mal, dass Afghanistan bei einer Surf-WM antritt.

Afridun ist in 1987 in Kabul geboren, aus Afghanistan mit seiner Familie geflohen und in Deutschland groß geworden. Er hat Design Thinking, Jura, Kulturwissenschaften studiert und arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Max-Planck-Stiftung für Internationalen Frieden und Rechtsstaatlichkeit. Aktuell (20.05.) nimmt er an seiner ersten WM in Biarritz teil - für Afghanistan.

Land ohne Meer

Im Gegensatz zu vielen seiner Kontrahenten im internationalen Turnier der Wellenreiter ist er nicht direkt mit dem Brett an den Füßen geboren. Erst mit 19 kam er zum Surfen. Dann aber ließ es ihn nicht mehr los. Und auch die Möglichkeiten, die Surfen bietet. Und damit meint er nicht nur die Wellen.

2012 hat er mit Freunden die "Wave Riders Association of Afghanistan" gegründet und 2015 die erste afghanische Meisterschaft in Portugal ausgerichtet. Afghanistan selbst hat keinen Zugang zum Meer.

"Mit dem Surfen ist es gelungen, den Leuten einfach ein anderes Bild von Afghanistan zu zeigen. Dass die Leute nicht nur über Bomben, Krieg und Terror sprechen."
Afridun Amu

"Allein, dass sie sehen, dass ein Afghane surfen geht, spricht schon für sich", erzählt Afridun von den Reaktionen. Und schon sei man im Gespräch über das Land, über die Musik. Die Leute fragten, wofür sich die Menschen in Afghanistan interessieren, erzählt der 29-Jährige. Und auch in Afghanistan begegnet ihm viel Begeisterung über den für viele unbekannten Sport - über krasse Wellen, Loops und verrückte Surfertricks.

"Der afghanische Exil-Surfsport geht stetig nach vorne. Was aber viel interessanter ist, dass auch in Afghanistan das Interesse viel größer geworden ist."
Afridun Amu

Ganz ausgeschlossen ist das mit dem Surfen in Afghanistan nicht. "Was viele nicht wissen, ist, dass man auch in Flüssen surfen kann", sagt Afridun. "Das geht nicht nur im Eisbach in München. Afghanistan ist ein sehr bergiges Land, dementsprechend gibt es sehr wilde Flüsse." 

Sein nächstes Ziel: In Afghanistan selbst geeignete Flüsse besurfen. Zwar gebe es nur wenige Regionen, in denen die Sicherheitslage das zulasse, aber bald könnte dieses Projekt konkret werden. Gespräche mit dem afghanischen olympischen Komitee habe es schon gegeben. 

Deutsch-Afghane Afridun Amu mit Surfbrett
© dpa
Die afghanische Flagge auf dem Brett: Afridun ist in Afghanistan geboren, in Deutschland aufgewachsen.

Dass er besonders weit kommt, glaubt Afridun nicht. Der Ellebogen macht ihm etwas zu schaffen - und die Konkurrenz ist stark:  "So gerne ich auch surfe, und so viel Zeit ich auch investiere, ich habe keine realistische Chance, da irgendetwas zu reißen." Und eigentlich, sagt Afridun selbst, sei er schon fast am Ziel. 

"Ich bin ein afghanischer Flüchtling, der in Deutschland groß geworden ist. Und ich trete da an gegen die Profis und habe die Möglichkeit Afghanistan zu repräsentieren. Mir geht's auch darum, den Leuten in Afghanistan weiterhin die Hoffnung zu geben, bei internationalen Veranstaltungen dabei zu sein. Etwas, das vor ein paar Jahren noch nicht möglich war."
Afridun Amu
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Shownotes
Afridun Amu
Für Afghanistan zur Surf-WM
vom 19. Mai 2017
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Afridun Amu, Deutsch-Afghanischer Surfer