Marlene Engelhorn, Millionenerbin und Aktivistin, setzt sich für eine höhere Besteuerung von reichen Menschen ein. Doch um über arm und reich zu sprechen, müssten wir erst einmal lernen, über Geld zu reden. Das sei gar nicht so einfach.
"Für sehr reiche Menschen gilt weiterhin der Satz: Über Geld spricht man nicht, Geld hat man", sagt Marlene Engelhorn. Sie kann es beurteilen, denn ihre Familie ist sehr vermögend. Einer ihrer Vorfahren war Gründer des Chemie-Unternehmens BASF, zuletzt hat die Familie große Anteile am Pharma-Unternehmen Boehringer Mannheim besessen, das 1997 verkauft wurde.
Über Geld reden ist mit Scham verbunden
Marlene Engelhorn gehört also zu einer kleinen Gruppe sehr privilegierter Menschen, und das ist ihr bewusst. Als sie erfahren habe, dass sie einmal ein großes Vermögen erben würde, habe sie angefangen, mit Freunden über Geld zu sprechen. "Das waren am Anfang schwere Gespräche, weil das Reden über Geld schambehaftet ist", sagt Marlene Engelhorn. 2021 hat sie zusammen mit anderen die Initiative Taxmenow gegründet, die sich vor allem dafür einsetzt, reiche Menschen stärker zu besteuern, unter anderem bei Erbschaften.
"Ich will gerne Steuern zahlen, weil ich an die demokratische Gesellschaft glaube. Und ich bin überreich. Das kommt selten zusammen."
Marlene Engelhorn will vor allem die Menschen unterstützen, die sich für Gerechtigkeit einsetzen, unter anderem in den aktuellen Debatten um Klassenunterschiede und Armutsbetroffenheit. Neben ihrem Engagement hat sie angefangen, sich für die strukturellen Fragen in Bezug auf Geld zu interessieren: Was genau ist Geld? Oder wie prägt Geld unsere Beziehungen?
Macht- und Beziehungsgeflechte durch Geld
"Mich interessiert: Was passiert, wenn Vermögen sich anhäufen? Welche Strukturen bilden sich aus? In der Regel sind es Machtgeflechte." Daraus ergebe sich eine gefühlte Selbstverständlichkeit, Dinge zu wollen und zu bekommen. Und das bedrohe die Demokratie.
"Die eigene Identität und das Geld sind irgendwann verflochten", sagt Marlene Engelhorn. "Eine Bedrohung des Vermögens wird dann als Bedrohung der eigenen Identität wahrgenommen." Ihre Gedanken, Erfahrungen und Analysen hat Marlene Engelhorn nun in einem Buch aufgeschrieben, der Titel: "Geld".
"Es ist immer eine Lüge: Geld arbeitet nicht, Menschen arbeiten."
Im Deep Talk spricht Marlene Engelhorn über Geld, ihren Reichtum, eine bessere Verteilung und über eine große Unwahrheit: Geld vermehre sich nie von allein, sondern nur, weil Menschen irgendwo auf der Welt arbeiten würden.
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