In Algerien protestieren derzeit viele Studierende und Bürger gegen eine erneute Kandidatur von Präsident Abdelaziz Bouteflika. Der 82-Jährige will bei der Wahl am 18. April für seine fünfte Amtszeit antreten.
Präsident Abdelaziz Bouteflika ist 82 Jahre alt. Seit einem Schlaganfall im Jahr 2013 sitzt er im Rollstuhl und war in den vergangenen sechs Jahren kaum in der Öffentlichkeit zu sehen. Jetzt hat er bekannt gegeben, dass er bei der kommenden Präsidentschaftswahl in Algerien am 18. April erneut antreten will. Wenn er gewinnt, wäre das seine fünfte Amtszeit. Viele Menschen gehen deswegen derzeit in der Hauptstadt Algier auf die Straßen und protestieren gegen Bouteflika. "Die Algerier fordern einen starken, einen aktiven Präsidenten, der Politik macht – auch international", sagt Stefan Ehlert, ARD-Korrespondent für Nordafrika.
"Die Algerier fordern an der Spitze jemanden, der neuen, frischen Wind bringt."
Trotz der massiven Proteste hat Bouteflika am Sonntag (3. März 2019) seine erneute Kandidatur verkünden lassen. Stefan Ehlert sagt, es sei nicht einmal klar, ob der Präsident tatsächlich selber hinter dieser Ankündigung stecke: "Wir wissen nicht, aus welcher Feder der Brief stammt, der gestern im Fernsehen vorgelesen wurde."
Der Brief kündigte übrigens nicht nur Bouteflikas erneute Kandidatur an, sondern der algerische Präsident macht darin auch klar, dass er im Falle einer Wiederwahl nicht die gesamte Amtszeit regieren werde. Außerdem wolle er Reformen vorantreiben.
Abdelaziz Bouteflika ist seit 20 Jahren an der Macht - nun fehlt eine Alternative
Hinter dem algerischen Präsidenten steht ein Geflecht aus Politikern und Armeeangehörigen, die ihre Macht in dem nordafrikanischen Land sichern wollen, sich aber nicht auf eine Alternative einigen konnten – so die Spekulationen.
Abdelaziz Bouteflika ist seit 20 Jahren in Algerien an der Macht. Stefan Ehlert bezweifelt, dass es aktuell wirkliche Alternativen gibt: "Es gibt jemanden, der sehr beliebt ist im Internet. Der durfte nicht kandidieren. Es gibt einen alten General, der hat aber keine Partei. Es gibt einen ehemaligen Minister, der hat seine Kandidatur zurückgezogen. Ich sehe derzeit keine Alternative zu Bouteflika."
"Das ist natürlich nicht sehr überzeugend: 'Ich trete an, um abzutreten.'"
In der Hauptstadt Algier verschärften am Morgen Sicherheitskräfte ihre Kontrollen, weil neue Proteste erwartet werden. Am Himmel waren zahlreiche Überwachungshubschrauber zu sehen. Bei den derzeitigen Protesten sieht Stefan Ehlert durchaus die Gefahr, dass sie eskalieren könnten und dass dann das Militär für eine Weile die Macht übernehmen könnte: "Das kennen wir aus Ägypten, aus Simbabwe, aus dem Sudan. Das halte ich für denkbar – auch in Algerien."
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