Erst die Diagnose, dann die Gegenmittel. Patientenberaterin Anja Schwalfenberg weiß, wie ihr am besten durch die Heuschnupfen- und Allergiezeit kommt. Mit Sonnenbrille und Mützchen zum Beispiel.

Schniefen, Husten und Tränen: Und dann kommt vielleicht noch diese allgemeine Schlappheit dazu. Für viele Allergikerinnen und Allergiker hat die Frühblühersaison ihre Schattenseiten. Betroffene leiden inzwischen deutlich länger als früher und reagieren auf eine größere Zahl von Auslösern, sagt die Patientenberaterin Anja Schwalfenberg.

Sie arbeitet für den Deutschen Allergie- und Asthmabund und stellt fest, dass vor gut 100 Jahren die jährliche Pollensaison für Gräser auf die Zeit zwischen Mai und Juni begrenzt war. "Wir merken, dass die Anfragen inzwischen meist sehr frühzeitig kommen oder manchmal sogar auch sehr spät noch im Jahr", sagt sie.

"Inzwischen ist es so, dass viele auf verschiedene Allergieauslöser reagieren und dadurch eine sehr lange Leidenszeit haben."
Anja Schwalfenberg, Deutscher Allergie- und Asthmabund

Zur Verlängerung der Pollensaison tragen auch neue Pflanzenarten bei, die ihre Pollen zu anderen Zeiten absondern: Ambrosia und Glaskraut nennt Anja Schwalfenberg zum Beispiel. Auch Purpur-Erle und Baum-Hasel blühen deutlich früher als heimische Arten.

Nicht nur die Botanik hat sich verändert. Menschen, die von Allergien betroffen sind, reagieren häufiger auf eine Vielzahl von Allergenen. Früher sei die Trennung in Gruppen einfacher gewesen: in Menschen, die auf Birkenpollen allergisch reagieren und solche, die unter einer Gräserpollenallergie leiden beispielsweise.

Diagnose First

Die Patientenberaterin rät dazu, Allergiearten möglichst frühzeitig im Leben ärztlich abklären und behandeln zu lassen. Einerseits kurzfristig – gegebenenfalls mit antiallergischen und antientzündlichen Medikamenten. Andererseits vielleicht auch langfristig – mit einer Hyposensibilisierung, einer Therapie, die meistens über etwa drei Jahre angewendet wird.

Anlaufstellen sind Hausarztpraxen oder – bei komplexeren Problemen – solche mit pneumologischer und allergologischer Ausrichtung.

Mit Sonnenbrille und Mütze

Für den Alltag nennt Anja Schwalfenberg einige Hilfsmittel, die den Kontakt von Allergiebetroffenen mit Allergenen verringern können:

  • abschließende Sonnenbrillen
  • Kopfbedeckung
  • Mund-Nasen-Schutz
  • Nasenduschen
  • Fensterschutzgitter
  • Pollenfilter für Auto und Klimaanlage
  • Staubsauger mit Schwebstofffilter (unter anderem gegen Bakterien, Viren, Pollen, Milben, Staub)
  • regelmäßiges Wischen der Wohnung

Auch Menschen im Umfeld der Allergiebetroffenen können helfen, so zum Beispiel durch regelmäßiges Haarewaschen oder auch, indem sie bei der Auswahl von Treffpunkten Rücksicht nehmen. Außerdem ist es hilfreich, die aktuelle Pollenflugvorhersage zu kennen.

Pollenprognose als Job

Wie eine solche Prognose erarbeitet wird, hat uns Matthias Werchan erklärt. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Pollenanalyst bei der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst. Die Erle ist 2024 hierzulande besonders früh dran.

Matthias Werchan, Landschaftsökologe, Pollenanalyst, Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst
"Dieses Jahr hatten wir sehr starken Erlenpollenflug schon Anfang Februar, weil der Februar so rekordmild ist. Das gab es früher Anfang März oder Ende Februar."
Shownotes
Allergie und Alltag
Leiden im Frühling – Heuschnupfen
vom 25. Februar 2024
Moderation: 
Ivy Nortey
Gesprächspartnerin: 
Anja Schwalfenberg, Patientenberaterin, Deutscher Allergie- und Asthmabund