Sind Radfahrer wirklich die besseren Menschen? Sie belasten die Umwelt nicht, nehmen wenig Platz weg, tun was für ihre Gesundheit. Wir haben das subjektive Gefühl mit Erkenntnissen aus Studien unterfüttert und kommen zu einem eindeutigen Ergebnis.
Zum Thema Radfahren gibt es unzählige Studien. Wir haben sortiert und strukturiert um zu schauen: Stimmt die Annahme, dass Fahrradfahren besser ist? Weil wir euch nicht so auf die Folter spannen wollen, bekommt ihr jetzt schon die Antwort:
Die Antwort lautet: Ja!
Radfahren schlägt den Nahverkehr und das Auto. Aber nicht in allen Punkten eindeutig. Falls ihr also die gemeinhin naheliegende Annahme, dass Radfahrer die besseren Menschen sind, mit Argumenten untermauern wollt, lest weiter. Wir schauen uns vier Punkte an:
- Platz
- Geschwindigkeit
- Kosten
- Umwelt
1. Platz
Ohne allzu sehr in die Tiefen der Statistik abzutauchen, wollen wir diese Frage, wer am meisten Platz benötigt, anhand von Zahlen deutlich machen. Dazu orientieren wir uns an einer Studie über die Zukunft der Mobilität, die mehrere Parameter miteinander verglichen und zueinander in Relation gesetzt hat.
Demnach brauchen Fußgänger am wenigsten Platz - ungefähr einen Quadratmeter. Ein Auto, das 30 Stundenkilometer fährt, braucht umgerechnet 65 Quadratmeter. Ein Fahrrad, das 30 Stundenkilometer fährt, braucht 41 Quadratmeter und ein Bus mit dieser Geschwindigkeit, braucht bei einer Auslastung von 20 Prozent fünf Quadratmeter pro Fahrgast. Hier ist also der Bus der eindeutige Sieger im Vergleich.
2. Geschwindigkeit
Natürlich kann das Auto grundsätzlich schneller fahren. Aber kommt man auch schneller voran? Forscher des Verkehrsclub Deutschland haben sich das einmal in der Stadt Berlin angeschaut - und die Strecke vom Schlesischen Tor zur Humboldt-Uni verglichen. Hier ist das Fahrrad klarer Sieger, damit brauchten die meisten eine Viertelstunde. Das Auto war acht Minuten langsamer - es braucht 23 Minuten und mit dem Bus dauerte es 26 Minuten, weil ja noch der Weg zur Haltestelle dazu kommt.
Interessant: Die meisten Fahrten, die wir innerhalb der Stadt mit dem Auto erledigen, haben eine Länge von acht Kilometern. Das kann man auch mit dem Fahrrad gut erledigen.
3. Kosten
Klar ist das Auto in der Anschaffung meistens teurer als das Fahrrad und im Unterhalt mit Steuer, Versicherung und Sprit natürlich auch. Aber um wirklich rauszukriegen, wie hoch die Kosten sind, muss man sich mehr anschauen.
Wissenschaftler haben genau das für Kopenhagen gemacht und dabei sehr viele Aspekte mit in den Blick genommen. Mit einberechnet haben sie Ökobilanz, Subventionen, Beschaffungs- und Produktionskosten, Luftverschmutzung, Klimawandel, Unfälle, Folgekosten und noch einiges mehr.
Demnach kostet das Auto die Gesellschaft pro gefahrenen Kilometer 15 Cent, der ÖPNV liegt bei 5 Cent und beim Fahrrad ist es sogar so, dass wir da in den Plus-Bereich kommen, es der Gesellschaft also etwas bringt, nämlich 0,16 Cent. Das liegt an den positiven Auswirkungen, die das Rad unter anderem auf Gesundheit, Lärm und Luftverschmutzung hat.
4. Umwelt
Das wird jetzt keine große Überraschung sein: Auch bei diesem letzten Punkt schneidet das Fahrrad gut ab. Selbst wenn man die Emissionen mit einberechnet, die bei der Produktion entstehen, ist das Fahrrad klarer Sieger. Auf einer Kurzstrecke von vier bis fünf Kilometern setzen Bus und Bahn 0,42 Kilogramm CO2 pro Strecke frei, das Auto mehr als das doppelte. Und das Fahrrad eben nichts. Keine Stickoxide, kaum Feinstaub. Auch hier: Sieger. Und damit: Gesamtsieger.
Mehr zum Radfahren und aus unserer Serie Radfunk:
- Radfunk: Was ihr dürft & müsst - und was nicht | Wir klären Fragen über Rechte und Pflichten von Radfahrern.
- Radfunk: Fahrradhelme sind sinnvoll, eine Pflicht nur bedingt | Fahrradfahrer erhöhen mit einem Helm ihre eigene Sicherheit. Die Sinnhaftigkeit einer Helmpflicht ist dagegen nicht einfach zu belegen.
- Radfunk - Autofahrer vs. Radfahrer: Aggressionen im Straßenverkehr | Warum die Stimmung so aufgeladen ist.