Eigentlich achtet Amazon auf seine Profite: Bei E-Books hat das Unternehmen aber äußerst kundenfreundliche Regeln. E-Books können nach dem Kauf innerhalb von 14 Tagen zurückgegeben werden und die Zahlung wird erstattet. Ob das Buch gelesen wurde oder nicht. Das soll sich ändern.
Amazon ist die größte Plattform für E-Books und hat ein sehr kundenfreundliches Angebot: nämlich 14 Tage Rückgabegarantie. Das funktioniert einfach per Klick; egal, ob das Buch gelesen wurde oder nicht, so unser Reporter Niklas Potthoff.
Für die Kund*innen ist das wunderbar, aber für die Autor*innen eher unerfreulich. Das sei ein kostenfreies Ausleihphänomen, findet Lena Falkenhagen, Bundesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller.
"Das heißt, ich kann mir bei Amazon Bücher kaufen, kann sie 14 Tage lang lesen und dann zurückgeben. Damit habe ich quasi ein kostenfreies Ausleihphänomen."
Diese Art der Ausleihe sei nichts, was Autor*innen freue, so Lena Falkenhagen. Denn sie verdienen dabei nichts an ihren Büchern, auch wenn die gelesen werden. Andere Waren könne man nach dem konsumieren nicht einfach zurückgeben – und eine Rückzahlung erwarten. Ob die Produkte nun gefallen oder auch nicht.
"Ich kann auch kein Stück Kuchen zurückgeben, weil es mir nicht geschmeckt hat."
Amazon will die Rückgaberegeln nun ändern: Kund*innen dürfen E-Books weiterhin zurückgeben, aber nur wenn nicht mehr als zehn Prozent gelesen wurden. Technisch läuft das dann so, dass nicht mehr als 10 Prozent der Seiten des E-Books geöffnet worden sein dürfen, so unser Reporter.
Maximal 10 Prozent dürfen gelesen sein
Aber auch, wenn Kund*innen mehr als diese 10 Prozent gelesen haben, dürfen sie unter Umständen das E-Book zurückgeben. Sie müssen dafür der Kundenberatung erklären, warum sie das digitale Buch zurückgeben wollen. "Die Hoffnung ist aber, dass viele Leute sich die Umstände nicht machen, weil es unkomfortabler wird, eine Erstattung zu beantragen", sagt Niklas Potthoff.
In den USA beschloss Amazon die Ausleih-Änderung schon 2022. Laut Spiegel Online greift sie jedoch noch nicht. Ein Amazon-Verantwortlicher sagte dem Magazin, dass die neuen Ausleihregeln auch in Deutschland umgesetzt werden sollen. Obwohl die Rückgaben für E-Books konstant niedrig seien und das Unternehmen Richtlinien habe, um Missbrauch zu verhindern.
Doch Amazon teilt den Autor*innen keine Zahlen mit, sodass unklar ist, wie viele E-Books tatsächlich kostenlos konsumiert werden.
Auch bei Onlinekäufen gilt das Widerrufsrecht
Geregelt werden Einkäufe im Netz durch das sogenannte Fernabsatzgesetz, so Niklas Potthoff. Es räumt ein Widerrufsrecht von 14 Tagen ein. Das gilt auch für digitale Güter.
Doch die Shops haben Gestaltungsspielraum. "Sie können den Widerruf bei bestimmten Produkten wie eben Apps, MP3s oder Filmen ausschließen", sagt unser Reporter. Diesem Ausschluss stimmen die Käufer*innen häufig durch das Anklicken und Akzeptieren der allgemeinen Geschäftsbedingungen zu.
"Die Shops haben Gestaltungsspielraum."
Vor allem bei Musik-MP3s oder auch Streaming-Angeboten ist eine Rückgabe meist nicht möglich. Bei Amazon zum Beispiel lassen sich geliehene Film 24 Stunden zurückgeben, aber nur, wenn man noch nicht mit dem Streaming begonnen oder den Film heruntergeladen hat.
Rückgabe bei Bezahl-Apps, Games und Co
Bei kostenpflichtigen Apps gibt es unterschiedliche Lösungen. "Der Google Play Store bietet zum Beispiel eine Erstattung von Apps bis zu 48 Stunden nach dem Kauf an", sagt Niklas Potthoff. Auch beim App Store kann man eine Erstattung beantragen, die geprüft wird.
Auch im Bereich Gaming gibt es besondere Regeln. Beispielsweise bietet die Plattform Steam eine Geld-zurück-Garantie auf gekaufte Spiele innerhalb der ersten 14 Tage an, wenn maximal zwei Stunden Gamerzeit abgelaufen sind. So lässt sich zumindest ein erster Eindruck gewinnen, ob das Spiel interessiert oder auch, ob das eigene Gerät die Systemvoraussetzungen erfüllt.