In Brasilien nimmt vor der Stichwahl um das Präsidentenamt die Abholzung im Amazonas-Regenwald wieder stark zu. Jair Bolsonaros Kontrahent Lula da Silva hatte im Wahlkampf angekündigt, sich im Falle eines Sieges mehr für den Schutz des Regenwaldes einzusetzen.
Am 30. Oktober geht die Präsidentschaftswahl in Brasilien in die zweite Runde: Dann findet die Stichwahl zwischen Brasiliens Ex-Präsident Luiz Inácio "Lula" da Silva und dem aktuellen Amtsinhaber Jair Bolsonaro statt. In der ersten Wahlrunde hat Lula da Silva zwar knapp vorne gelegen, die nötigen 51 Prozent für die Präsidentschaft aber nicht erreicht.
Wahlversprechen: Regenwald schützen
Die Wahl von Brasiliens neuem Präsidenten scheint offenbar auch eine Wahl für oder gegen das Amazonasgebiet zu werden. Etwa 60 Prozent des Regenwaldes liegen in Brasilien. Im Wahlkampf hat Lula da Silva daher versprochen, sich für den Schutz des Regenwalds einzusetzen, sollte er Präsident werden. Dafür möchte der Ex-Präsident auf den Amazonas-Fond zurückgreifen, den er in seiner ersten Amtszeit 2008 gegründet hatte.
Lulas Plan: Amazonas-Fond reaktivieren
Der Fond hatte das Ziel, den Regenwald vor der weiteren Zerstörung zu schützen und den Erhalt des Amazonasgebiets aktiv durch Aufforstung zu unterstützen. Die Gelder dafür sind aus dem Ausland gekommen: das meiste aus Norwegen, ein Teil auch aus Deutschland.
Als Jair Bolsonaro 2019 Präsident wurde und er in der Kritik stand, die illegale Abholzung des Amazonas-Regenwaldes indirekt und direkt zu unterstützen, haben die internationalen Geldgeber den Fonds wenige Monate nach seinem Amtseintritt eingefroren. Lula da Silva erhofft sich jetzt, dass diesem Gelder nach einem Wahlsieg wieder fließen.
Dann sollen einerseits Ermittlungen und Strafen durchgesetzt werden, wenn Unternehmen den Wald illegal abholzen oder roden, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs. Andererseits möchte Lula da Silva mithilfe des Fonds wieder in die Aufforstung des Amazonasgebiets investieren.
Ausmaß der Amazonas-Zerstörung
Seit 1970 ist etwa ein Fünftel des Amazonasgebiets zerstört oder abgeholzt worden – hauptsächlich für die Produktion von Holz, Soja, Palmöl, Biokraftstoffen und Viehzucht. Seit dem Amtsantritt von Jair Bolsonaro 2019 ist die Entwaldung wieder sprunghaft angestiegen. Zu dem Ergebnis sind britische Forschende der Universität Exeter in ihrer Klimastudie gekommen. Wenn die Zerstörung weiter zunimmt, würde laut Forschenden der Kipppunkt erreicht werden, an dem der Regenwald zur Savanne werden könnte.
"Der Regenwald wird im Moment auch wieder massiv gerodet, bevor es mit dem erwarteten Präsidentenwechsel schwieriger für die Unternehmen und Landwirte werden könnte."
Dabei ist der Amazonas-Regenwald ein großer CO2-Speicher und wichtig für das Weltklima. Deshalb beteiligen sich Länder wie Norwegen und Deutschland auch an dem Fond.
Die gute Nachricht: Der Regenwald kann sich regenerieren – wenn er sich selbst überlassen wird. Laut dem brasilianischen Klimaforscher Carlos Nobre könne aus abgeholztem Weideland in 30 bis 40 Jahren wieder Regenwald entstehen. Um Zeit zu sparen und an besonders zerstörten Stellen sei allerdings Aufforstung notwendig.