Wie es Hühnern geht, können wir an ihrem Gackern erkennen. Hühner können in über 20 verschiedenen Lauten miteinander kommunizieren. Vor allem die Stresslaute sind leicht zu erkennen.
Hühner haben keine Mimik – sie nutzen also ihr Gackern und ihr anderes Verhalten, um sich mitzuteilen. Gestresste oder ängstliche Hühner gackern laut und schrill, entspannte leise oder gar nicht. Wie viel sie generell kommunizieren, liegt außerdem auch am Charakter der Hühner, sagt Melanie Rupprecht, die vor allem private Hühnerhalter berät und sich selbst als Hühnercoach bezeichnet.
"Jedes Huhn hat seinen eigenen Charakter. Es gibt Hühner, die quasseln mehr, es gibt Hühner, die quasseln weniger."
Entspannte Hühner gackern nicht nur leiser als im gestressten Zustand – sie haben auch eine andere Melodie, erklärt Melanie Rupprecht. Diese sei nicht so "kreischig", sondern eher ein entspanntes "Gock, Gock, Gock".
Gackern: Lautstärke, Intensität, Melodie, Rhythmus
Die Laute von Hühnern unterscheiden sich in Rhythmus, Melodie und Tönhöhe, sagt Melanie Rupprecht.
Freude, Stress, Trauer: Hühner können in über 20 verschiedenen Lauten miteinander kommunizieren, erklärt die Hühnerexpertin:
- Manche Laute sind eher ein "Glucken". Diese stoßen vor allem Hennen aus, die gerade Mutter werden wollen.
- Daneben gibt es Laute, die nur Hähne ausstoßen: der berühmte Hahnenschrei "Kikerikiiii".
- Außerdem gibt es einen ganz bestimmten Kontaktlaut mit einem typischen Melodieablauf, den die Hühner immer ausstoßen, wenn sie ein Ei gelegt haben.
All das seien typische Laute, die man als Hühnerhalterin oder Hühnerhalter schnell zuordnen kann.
Bemerkenswerte stimmliche Bandbreite
Mit dem spezifischen Gackern beim Eierlegen signalisiert die Henne, dass sie sich jetzt zurückziehen möchte, um in Ruhe ihr Ei zu legen, erklärt Melanie Rupprecht. Der Wunsch, sich einen ruhigen, geschützten Platz abseits der Gruppe zu suchen, sei ein Naturinstinkt der Hühner.
Wenn die Henne mit dem Eierlegen fertig ist, ändert sich die Gackermelodie wieder. Denn dann möchte sie wieder Kontakt herstellen zum Rest der Hühnerschar. Manchmal ruft die Henne dann auch den Hahn zu sich, um dann gemeinsam mit ihm wieder zur Gruppe zurückzukehren.
KI will Gackern erkennen
Eine Künstliche Intelligenz, die gerade entwickelt wird, soll zukünftig gestresste Hühner anhand ihres schrillen Gackerns erkennen. Die KI soll in der Massentierhaltung eingesetzt werden.
Eine solche KI hält Melanie Rupprecht eher für unnötig. Zum einen, weil Hühnerhalter*innen selbst erkennen könnten, was welches Gackern bedeutet und wie es ihren Hühnern geht.
Zum anderen, weil eine KI das grundlegende Problem nicht lösen kann: Würden die Tiere von Anfang an artgerechter und in kleineren Gruppen gehalten, hätten sie "vielleicht grundsätzlich weniger Stress".