Im Westen der Antarktis bricht gerade ein riesiges Stück von einer Eisplatte ab: Ein immenser Eisberg entsteht. Deutsche Forscher haben berechnet, wohin ihn seine Reise führen wird.
Ein großer Riss zieht sich durch die Eisplatte im Westen der Antarktis. Nur noch auf einer Länge von 19 Kilometern ist der entstehende Riesen-Eisberg mit dem Larsen-C-Schelfeis verbunden. Wenn der Riss komplett ist, entsteht ein Tafeleisberg von enormen Ausmaßen: 175 Kilometer lang, bis zu 50 Kilometer breit wird er sein - also, siebenmal so groß wie Berlin.
Wissenschaftler vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven haben ein mathematisches Modell entwickelt, um den Weg von Eisbergen durchs Meer vorherzusagen. Danach wird der riesige Tafeleisberg, der wahrscheinlich in diesem Jahr entsteht, zunächst ungefähr ein Jahr lang an der Küste entlangdümpeln - und dann wahrscheinlich Richtung Norden abbiegen.
Der Eisberg, der vom Larsen-C-Eisschelf abbrechen wird, befindet sich im Weddell-Meer. Das ist eine große Bucht, die die Küste der Antarktis an der Stelle bildet. Dort gibt es den Weddell-Wirbel: Der hat einen Effekt, wie wenn jemand in einer Schüssel mit Wasser im Kreis rührt: Die Wasseroberfläche neigt sich, im Fall des Weddell-Meeres nach Norden.
Deswegen erwarten die Wissenschaftler auch, dass der Eisberg nach Norden abbiegt. Und das tut er nicht in einer geraden Linie, sondern in einer Linkskurve, das wird durch die Erdrotation bedingt.
Die Route wurde mit den Daten von 7000 Eisbergen errechnet
In Computermodellen wurden Routen von Eisbergen bestimmt, die anhand von den bisher aufgezeichneten Daten von knapp 7000 Eisbergen errechnet werden konnten. Die Wissenschaftler haben vier sogenannte "Highways", oder Eisberg-Autobahnen ausgemacht, auf denen die Eisberge aus der Antarktis auf ihrem Weg Richtung Norden in der Regel abbiegen.
Alle Vorhersagen sind unter der Voraussetzung entstanden, dass der Eisberg nicht auf Grund läuft - wovon die Wissenschaftler aber nicht ausgehen. Dann kann er acht bis zehn Jahre alt werden und in dieser Zeit tausende von Kilometern zurücklegen.
Anstieg des Meeresspiegels wahrscheinlich
Da die Eismassen, die jetzt noch Teil des Larsen-C-Schelfeis sind, schon Wassermassen verdrängen, wird der Meeresspiegel nicht ansteigen, weil sich der Eisberg abspaltet. Wenn der Tafeleisberg allerdings weg ist, können die Gletscher dahinter ins Meer fließen, und das wird sich dann auch direkt auf den Meeresspiegel auswirken.