Es ist kalt und in den nächsten Wochen wird es wohl kalt bleiben. Ein warmes Zuhause ist aber nicht für alle selbstverständlich. Denn bei vielen schwingt permanent die Angst mit, dass das Geld für die Heizkosten nicht reicht, so Konstantin Seefeldt von "OneWorryLess Foundation".

2022 lebten 5,5 Millionen Menschen in Deutschland in Haushalten, die nach eigener Einschätzung ihr Haus oder ihre Wohnung aus finanziellen Gründen nicht angemessen warmhalten konnten. Das ergab eine Erhebung des Statistischen Bundesamtes.

Zu ihnen zählen Rentner*innen. Auch Menschen, die erkrankt sind. Ebenso Kinder und Jugendliche, so Konstantin Seefeldt von "OneWorryLess Foundation", also der Stiftung "Eine Sorge weniger".

Umgerechnet waren es 2022 6,6 Prozent der Gesamtbevölkerung, die nicht genug Geld für die Heizkosten hatten. 2021 waren es noch 3,3 Prozent. Damit hat sich der Anteil verdoppelt. Grund für den Anstieg dürften vor allem die gestiegenen Energiepreise sein.

Sparen im Alltag – sogar beim Heizen

Häufig würden Menschen, die von Armut gefährdet sind, aus Angst, dass die Heizkosten nicht oder nicht in vollem Umfang übernommen werden, beim Heizen sparen, so Konstantin Seefeldt.

Laut Statistischem Bundesamt waren 2022 insgesamt 12,2 Millionen Menschen in Deutschland armutsgefährdet. Von Armut gefährdet sind Menschen, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügen. 2022 lag dieser Wert des mittleren Einkommens zum Beispiel für eine alleinlebende Person bei 1250 Euro im Monat netto, das heißt nach Steuern und Sozialabgaben.

Heizkosten zum Beispiel sind Teil der Unterkunftskosten, die das Jobcenter durch das Bürgergeld übernimmt. Aber es gilt, dass die Heizkosten angemessen sein müssen – sie sind nicht fest definiert. "Das heißt, die Kosten werden kommunal oder regional anhand des Durchschnittsverbrauchs in der Kommune oder Region bemessen", sagt Konstantin Seefeldt.

Die Sorge ist groß, dass das Geld nicht reicht

Doch dieser Durchschnittswert sei vielen nicht bekannt. Deshalb schwinge immer die Sorge mit, dass der Verbrauch zu hoch sein könnte und die Kosten nicht gedeckt werden. "Das ist natürlich eine psychische Belastung", sagt Konstantin Seefeldt.

Hinzu kommt, dass Menschen, die von Armut betroffen sind, vermutlich häufiger in Wohnungen leben, die schlechter isoliert oder sogar feucht sind. Deshalb sei teils ein in Relation zum Durchschnitt höherer Verbrauch nötig, so Konstantin Seefeldt. Außerdem machen es Erkrankungen teils nötig, dass Wohnungen gut geheizt sind, zum Beispiel bei Rheuma.

"Zu einem guten Leben ohne Sorgen gehört auch ein Dach über dem Kopf, das man in ausreichendem Maße beheizen kann."
Konstantin Seefeldt, OneWorryLess Foundation

Für Konstantin Seefeldt steht fest, dass ein Dach über dem Kopf, das ausreichend geheizt werden kann, ein Grundbedürfnis darstellt. Genauso wie das Recht auf Versorgung mit Lebensmitteln. Diese Grundbedürfnisse müssten in einem Sozialstaat abgedeckt werden. "Und zwar für alle und ohne Einschränkung", sagt Konstantin Seefeldt.

Die "OneWorryLess Foundation" hilft zum Beispiel bei Jahresendabrechnungen mit einer finanziellen Unterstützung, wenn Nachforderungen für die Betroffenen nicht zu stemmen sind. Auch andere Organisationen bieten Hilfen an.

Aber häufig sind das einmalige Angebote und eben keine anhaltenden Sicherheiten, so Konstantin Seefeldt.

Shownotes
Armut
5,5 Millionen Menschen haben zu wenig Geld zum Heizen
vom 29. November 2023
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Konstantin Seefeldt, Stiftung "One Worry Less"