Patienten warten oft wochenlang auf einen Termin beim Facharzt. Umgekehrt beschweren sich Ärzte darüber, dass vereinbarte Termine nicht eingehalten werden und den Ärzten dadurch ein wirtschaftlicher Schaden entsteht. Ein neues Gesetz soll das jetzt ändern.

TSVG steht für Terminservice- und Versorgungsgesetz. Die Regierung streitet derzeit noch über die genaue Umsetzung des neuen Gesetzes. Die SPD will bessere Versorgung für Kassenpatienten, die CDU setzt sich vor allem dafür ein, dass Ärztinnen und Ärzte einen nicht so hohen Schaden tragen, wenn Patienten ihre Termine verstreichen lassen. Unsere Reporterin Magdalena hat sich beide Seiten mal angeschaut.

Dirk Heinrich ist HNO-Arzt mit eigener Praxis in Hamburg. Er ist außerdem Chef vom Verband der niedergelassenen Ärzte NAV-Virchow-Bund. Er berichtet, dass monatlich in seiner Praxis etwa 40 Untersuchungstermine ausfallen, hinzu kommen noch Sprechstundentermine. Besonders gravierend sei es, wenn Patienten die Termine für spezielle Untersuchungen ausfallen lassen. Die Zeit dafür sei nämlich geblockt und könne nicht ohne Weiteres mit anderen Patienten besetzt werden. 

Aufs Jahr hochgerechnet seien das 15.000 Euro, die dem Arzt dadurch entgehen. Seine Praxis hatte zu Testzwecken mal eine Ausfallgebühr bei Nichterscheinen verlangt. 40 Euro für jeden Untersuchungstermin, der nicht rechtzeitig abgesagt wird. Das hatte tatsächlich geholfen.

"Wir stellen immer wieder fest, dass Patienten ihre Termine versäumen. Das sind Sprechstundentermine, aber auch Termine zu Untersuchungen. Das stört den Praxisablauf erheblich."
Dirk Heinrich ist HNO-Arzt mit eigener Praxis in Hamburg

Roland Stahl von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung findet Strafgebühren für schusselige Patienten nicht sinnvoll. Er sagt: "Das ist der falsche Weg, aber wir müssen das Problem beobachten."

Doctolib und Jameda sind zwei Internetplattformen, über die Patienten auch Termine buchen können. Allerdings seien das eben auch die Termine, die Patienten dann schnell mal verschusseln oder einfach verfallen lassen, sagt Dirk Heinrich. Weil es alles so unkompliziert und vergleichsweise anonym läuft. 

Gleichzeitig gibt es auch das umgekehrte Problem, wie Magdalena Bienert aus eigener Erfahrung weiß: Letztens hatte sie einen Termin beim Facharzt gemacht. Musste vier Wochen warten. Und als sie dann pünktlich zum Termin erschien, stand sie vor einer verschlossenen Praxis, weil die Ärztin selber krank war. Der nächste Termin war dann noch einmal fünf Wochen später.

Jameda ist ein Geschäftsmodell und funktioniert über Bewertungen

Nun hat sie sich an die Terminservicestelle gewendet. Bis jetzt kam jedoch noch keine Antwort. Es heißt, es kann bis zu einer Woche dauern, bis man über die Servicestelle einen Terminvorschlag bekommt. Im vergangenen Jahr haben das fast 200.000 Deutsche gemacht, allerdings haben rund 20 Prozent der Patientinnen und Patienten ihren Termin am Ende nicht wahrgenommen.

Der Vorteil bei diesem kassenärztlichen Service ist, dass er unabhängig ist. Anders ist das bei den Plattformen Doctolib und Jameda. Denn dort können Patienten die Ärzte bewerten. Das neue TSVG soll an dieser Stelle helfen. Patientinnen und Patienten sollen schneller und unkomplizierter Termine online buchen oder eine Telefonvermittlung nutzen können.

Korrektur: In einer früheren Version des Artikels stand, dass Patientinnen und Patienten auf den Plattformen bewertet werden können. Tatsächlich ging es aber um Bewertungen, die Ärztinnen und Ärzte von Patientinnen und Patienten erhalten. 

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Shownotes
Neues Terminservice- und Versorgungsgesetz
Terminmanagement bei Ärzten soll besser werden
vom 07. März 2019
Gesprächspartnerin: 
Magdalena Bienert, Deutschlandfunk Nova
Moderator: 
Thilo Jahn