Vor 65 Millionen Jahren löste ein Asteroid einen Klimawandel aus. 1908 entwurzelte eine Asteroidenexplosion in Sibirien Millionen Bäume. In Bayern hinterließ ein Einschlag einen riesigen Krater. Solche Katastrophen sollen künftig verhindert werden – die Nasa hat ihr Frühwarnsystem verbessert.
Im Jahr 2029 soll uns der 300-Meter-Klumpen Apophis, benannt nach dem altägyptischen Gott der Finsternis und des Chaos, um nur rund 30.000 Kilometer verfehlen. Apophis ließ sich durch menschliche Teleskope im All erspähen.
Problematisch sind aber kleinere Kaliber, Asteroiden bis zu einer Größe von etwa zehn bis 15 Metern, weil sich deren Einschläge praktisch nie voraussagen lassen, erklärt der Astrophysiker Michael Büker. Ein prominentes Beispiel war die Explosion eines Asteroiden über Tscheljabinsk in Sibirien 2013. Sie erzeugte eine Druckwelle, die – besonders durch splitterndes Glas – auch viele Menschen verletzt hat.
"Die gute Nachricht: Asteroiden, die größer sind und deswegen auch größere Schäden erwarten lassen, lassen sich mit Teleskopen und Radaranlagen im All finden."
In den nächsten 100 bis 150 Jahren sei bisher glücklicherweise kein Asteroid bekannt, der eine konkrete Einschlagsgefahr darstellt. Das könne man deshalb sagen, weil die menschliche Forschung die Bewegung von Himmelskörpern und Körpern im Sonnensystem inzwischen sehr gut verstehe. Über Jahrzehnte bereits schicke die Menschheit Raumsonden zur Erkundung des Weltalls vorbei an verschiedenen Planeten durch das ganze Sonnensystem.
Teleskope und Radaranlagen
Die Nasa-Teleskope sind mit professionellen Kameras verbunden und mit leistungsstarken Computern, die automatische Auswertungen dessen vornehmen, was vor der Linse auftaucht. Möglicherweise entdecken sie einen Körper, der noch in keiner Datenbank vorhanden ist.
Neben den Teleskopen gibt es die Möglichkeit, mit gigantischen Radaranlagen nach Körpern im All zu suchen, ähnlich wie in der Seefahrt oder am Flughafen. Nur sind Dimensionen bei den Weltall-Radaranlagen größer: Große Mengen Radarstrahlung werden ausgesendet, und wenn ein Echo derselben Strahlung zurückkommt, kann man darauf schließen, wovon das zurückgeworfen wurde.
"Die Kräfte, die von der Erde auf einen Asteroiden wirken, lassen sich nur sehr schwer exakt vorhersagen. Die Erde selbst ist ja keine perfekte Kugel."
Gerade nahe Vorbeiflüge an der Erde stellen ein Problem dar, sagt der Astrophysiker. Die Kräfte, die von der Erde auf diesen Asteroiden wirken, lassen sich nämlich nur sehr schwer exakt vorhersagen. Die Erde selbst sei ja nun mal eben keine perfekte Kugel ist, sondern besitze viele Unförmigkeiten, etwa die Gebirge. All das erfordere sehr knifflige Berechnungen.
Knifflige Berechnungen
Das verbesserte Frühwarnsystem der Nasa soll diese Berechnungen jetzt noch präziser machen: Die Daten aller bekannten Asteroiden und auch von denen, die gerade neu gefunden wurden, werden in eine Software eingespeist. Diese berechnet – auf Jahrzehnte und Jahrhunderte – die Bahn dieser Körper voraus.
100 Prozent exakt ist das allerdings nicht. Es wird immer eine gewisse Wahrscheinlichkeit angegeben. Alle theoretischen Möglichkeiten werden ausgewertet. Wenn unter diesen Möglichkeiten der Fall dabei ist, dass Asteroid XY der Erde in den nächsten 100 Jahren wahrscheinlich gefährlich nahekommt, dann wird ein Alarm ausgelöst.
"Das verbesserte System der Nasa kann den Jarkowski-Effekt mitbedenken."
Das verbesserte System der Nasa hat jetzt die Möglichkeit, auch den sogenannten Jarkowski-Effekt mit zu bedenken. Er hat mit der Schwerkraft zu tun: Asteroiden drehen sich ja ständig, und eine Seite zeigt dann zur Sonne – das ist quasi die Tagseite auf diesem Asteroiden. Wenn sich die Tagseite dann aber aus der Sonne wegdreht, dann strahlt der Asteroid die Wärme ab, die auf der Tagseite angesammelt wurde. Und dieses winzige bisschen Strahlung kann über Jahrzehnte und Jahrhunderte tatsächlich die Umlaufbahn verändern.
Bisher konnte das nicht automatisch berechnet werden. Jetzt schon. Das macht unsere Welt ein bisschen sicherer.