Die Tierärztin Astrid Brandl holt feststeckende Kälber aus der Kuh - das ist der freudige Teil ihres Berufs. Manchmal muss sie halbtoten Rindern auch die Kehle durchschneiden.

Als Kind wollte Astrid Brandl immer in den Kuhstall. In ihrem Buch schreibt sie, sie hätte mit zwei Jahren so lange geschrieen, bis ihre Mutter sie im Kinderwagen in den Stall geschoben hat. Als sie laufen konnte, wollte sie dann unbedingt Kühe melken, und mit zwölf hat sie das erste Mal ein Kalb gesund aus einer Kuh geholt, als ihre Eltern weg waren.

Tierärztin Astrid Brandl
© Eckhard Waasmann
Astrid Brandl

Heute ist Astrid Brandl Tierärztin und erlebt allerlei Kurioses. Meistens spielt sich ihr Beruf unter oder hinter der Kuh ab. Oder sogar in ihr drin. Der lange Handschuh und das Gleitmittel, um tief in die Kuh eindringen zu können, gehört zur Alltagsausstattung ihres Berufs. Das hat sie alles aufgeschrieben in ihrem unterhaltsamen Buch "Eine Kuh macht muh - viele Kühe machen Mühe".

"So was brennt sich ein. Keine Regung des hinteren Endes einer Kuh kann einen da noch überraschen. Seit jeher gehe ich automatisch einen Schritt zurück, wenn neben mir eine Kuh den Schwanz hebt, weil mir völlig klar ist, dass Kuhscheiße mitunter weit spritzt, wenn sie pappig-weich unter dem angehobenen Schwanz der Kuh hervorquillt und mit einem Klatschen auf den Boden schlägt."

Zahnarzt, Facharzt für Chirurgie beim Menschen - das wäre nichts für Astrid Brandl. Menschliches Blut kann sie nur schlecht sehen, während das bei der Kuh kein Problem ist. Je nach Eingriff ist die von Blut übersudelt.

Wenn ein Bauer einen Tierarzt bestellt und Astrid fährt vor, schauen sie schonmal irritiert. Für die komplizierte Geburt eine Frau? Spätestens wenn Astrid das Kalb gesund zur Welt bringt, ist das kein Thema mehr.

Und das passiert durchaus häufig. Eine Milchkuh bringt jedes Jahr ein Kalb zur Welt - damit sie immer weiter Milch gibt. Grausame Vorgehensweise? Für Astrid Brandl ist das Normalität. Sie sagt aber auch, dass sie das nicht objektiv bewerten könne. Schließlich habe sie das nie anders kennengelernt.

"Ich bin jeden Tag im Kuhstall. Morgens zu Hause bei den Kühen, dann auf anderen Höfen, abends wieder bei den eigenen."
Astrid Brandl

Zu guter Letzt ein paar (falsche) Kuh-Fakten:

  • Kühe können nicht schwimmen, weil ihr Schließmuskel zu schwach ist und sie einfach voll laufen. Falsch! Der Schließmuskel ist alles andere als zu schwach.
  • Stadtkinder denken, Kühe sind lila. Gerücht! Wurde nie bewiesen. Eine kleine Studie dazu legt das Gegenteil nahe.
  • Kühe können von einer bepinkelten Zeitung leben. Prinzipiell richtig. Im Urin ist wichtiger Stickstoff enthalten. Zeitung besteht aus Zellulose, welches die Kühe verdauen können. Ungeklärt ist, was mit der Druckertinte passiert.
  • Kühe schubsen ist möglich. Stimmt nicht! Jedenfalls nicht bei einer ausgewachsenen Kuh und ohne die richtige Technik.
  • Kühe sind dumm. Nö! Sie sind sogar intelligenter als Katzen und lernen ständig dazu.
Shownotes
Astrid Brandl
Als Kleinkind am Euter
vom 28. April 2014