Jahrelang galten Bärtierchen als eine Art Terminator unter mikroskopisch kleinen Tieren - quasi als unzerstörbar. Die Lebewesen können den widrigsten Bedingungen trotzen und sogar im Vakuum des Weltalls überleben. Jetzt haben Forscher eine Achillesferse der Supertiere gefunden: hohe Temperaturen ab 37 Grad.

Bärtierchen sind kleiner als ein Millimeter, sie haben acht Beinchen, sehen aus wie eine Mini-Presswurst und sie sind wahre Überlebenskünstler: Extreme Kälte, Trockenperioden, radioaktive Strahlung sind für sie kein Problem. Sie können sogar im Weltall überleben. Großartige Tiere seien das, findet Karin Hohberg vom Senckenberg-Museum für Naturkunde in Görlitz, die selbst Bärtierchen erforscht hat.

"Ich halte das für ganz großartig, was die Tierchen können und welche Strategien sie entwickelt haben, um die Unbilden der Natur, die sie umgibt, zu überleben."
Karin Hohberg, Senckenberg-Museum für Naturkunde in Görlitz

Extremen Bedingungen trotzen Bärtierchen zum Beispiel, indem sie in einen todesähnlichen Überdauerungszustand übergehen. Auch haben Forscher ein Gen entdeckt, dass die DNA vor schädlicher Strahlung schützt.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Im Meer, im Süßwasser, auch an Land – Bärtierchen sind überall zu finden. Eine Studie aus Dänemark hat jetzt offenbar Schwachstellen der Überlebenskünstler offengelegt: Ab 37 Grad bekommen einige der Tiere Probleme – zumindest die, die dänische Forscher aus ihrem Lebensraum geholt haben: aus Moospolstern vom Dach.

Karin Hohberg ist darüber weniger verwundert. Die Tierchen vom Dach aus Dänemark müssten das auch nicht können, sagt sie, da es diese hohen Temperaturen in Dänemark nicht gebe.

Klimawandel könnte zum Problem werden

Auch wenn die Hälfte der Versuchstiere gestorben ist, heißt das nicht, dass Bärchtierchen nicht anpassungsfähig sind. Ein bisschen Schwund gibt es immer, so die Forscherin. Auch könne nicht jeder Organismus auf veränderte Bedingungen gleich reagieren. Das hänge vor allem von ihrem Lebensraum ab. So seien Bärtierchen, die im Wasser leben, nicht an Trockenheit angepasst.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Sollte der Klimawandel zukünftig für hohe Temperaturen in Dänemark sorgen, dann könnte das für die Bärtierchen vom Dach zum Problem werden und sie vor neue Herausforderungen stellen, sagt die Forscherin.

"Der Klimawandel hat vielleicht für die eine oder andere Art etwas in petto, was sie bisher nicht durchleben mussten."
Karin Hohberg, Senckenberg-Museum für Naturkunde in Görlitz

Neben ihren bemerkenswerten Überlebensstrategien ist auch das Sexualleben der Bärtierchen eine Besonderheit. Viele Arten brauchen gar keinen Sex und leben nur in weiblichen Populationen, sagt die Forscherin.

Andere Arten brauchen für die Fortpflanzung das männliche und weibliche Geschlecht. Hier suchen die Männchen die Weibchen auf. In einem längeren Vorspiel verständigen sich die paarungswilligen Tiere dann über ihre Bereitschaft Eizellen und Spermien abzugeben. Das erfordert genaues Timing, so Karin Hohberg.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Biologie
Bärtierchen: Doch nicht ganz unzerstörbar
vom 16. Januar 2020
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Karin Hohberg, Senckenberg-Museum für Naturkunde in Görlitz