Wir pöbeln und schimpfen einfach gerne. Das war schon lange vor dem Internet so. Wissenschaftler von der TU Dresden wollen es nun etwas genauer wissen.

Draußen, auf der Straße ist die Beleidigung zu Hause. Da gibt es grölende Fußballfans, randalierende Nazis und Besoffene die ordentlich rumpöbeln – soweit das Klischee.

Unser Reporter Martin Krinner hat nachgefragt. Die Antwort war meistens: "Das ist lange her, dass mich jemand beleidigt hat." Nur wenige haben mehr zu erzählen.

Heute wird online geschimpft

In den Medien wird heute offensichtlich mehr beleidigt als auf der Straße. Allerdings haben sich auch Griechen und Römer schon beschimpft, auch die Menschen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Um Beleidigungen in allen Zeiten – in der Fachsprache Invektiven genannt – kümmert sich jetzt ein Sonderforschungsbereich an der TU Dresden.

Heute ist das Netz das bevorzugte Terrain für Beleidigungen. Das wird deutlich, wenn man sich bei YouTube den Kanal disslike anguckt. Promis lesen vor, was andere über sie geschrieben haben.

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"Man kann in der antiken Rhetorik sehen, dass die Invektive als rhetorische Form verstanden wird. Es gibt schon in der antiken Rhetorik Kataloge von Invektivformen."

Richtig schlimm wurde es in der Frühen Neuzeit. In der Reformationszeit  haben sich – rhetorisch gesehen – die reinsten Hooligans getummelt.

Vom gedruckten Pamphlet zum Schimpf-Tweet

Heute wird am liebsten bei Twitter oder Facebook beleidigt und gemobbt. Was Twitter und Facebook für uns sind, das war zu Luthers Zeiten das Flugblatt.

" In diesen Flugblättern ist die Beleidigung ein stehender Topos. Das ist eine Form, die immer dazugehört."

Dominik Schrage und seine Kolleginnen wollen die Vergleichbarkeit von Beleidigungen verschiedener Zeiten erreichen, einen großen historischen Horizont öffnen.

Und dann könnte sich herausstellen, dass Martin Luther heute twittern würde – in Großbuchstaben und vielleicht noch öfter als der amerikanische Präsident.

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Shownotes
Beleidigungsforschung
Die gemeine Lehre
vom 09. April 2018
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Autor: 
Martin Krinner