Ein Knopfdruck auf den entsprechenden Dashbutton – und schon ist ein Produkt nachbestellt. Damit ist Ende August Schluss. Amazon stellt den Dashbutton ein. Und dann ist der Button erstmal nutzlos. Es sei denn, ihr bastelt damit rum.
Das hatte sich Amazon eigentlich fein ausgedacht: Kaum ist ein Produkt wie Waschmittel, Rasierklingen oder Kondome verbraucht, drückt der Kunde auf einen kleinen Plastikknopf – und zack, geht die Bestellung an den Online-Shop. So leicht kann einkaufen sein. Am 31. August 2019 ist damit allerdings Schluss. Denn Amazon stellt die Funktion der Dashbuttons weltweit ein.
Grund dafür ist unter anderem ein Münchner Gerichtsurteil von Januar 2019, das die Nutzung der WLAN-Buttons für unzulässig erklärt hat. In der Urteilsbegründung heißt es unter anderem, dass Nutzer des Dashbuttons keinen Hinweis darauf bekommen, dass der Knopfdruck eine zahlungspflichtige Bestellung auslöst, wie hoch der Preis des Produkts ist oder wie viel eigentlich bestellt wird.
Aber was passiert mit den Plastikbestellknöpfen, wenn Amazon Ende August die Funktion abstellt? Dann bleibt im Prinzip nur Elektroschrott. Es sei denn, ihr habt Bock, damit zu basteln. Netzbastler Moritz Metz hat vor drei Jahren die Dashbuttons für uns auseinandergebaut. Das geht nicht ganz zerstörungsfrei, denn die Plastikhülle der WLAN-Knöpfe ist fest verschweißt. Das heißt, ihr braucht ein Cuttermesser, um die Hülle zu entfernen. Innen drin befindet sich dann eine kleine Leiterplatte auf der unter anderem der Prozessor-Chip, der WLAN-Chip, der Bluetooth-Chip und ein kleines Mikrofon verbaut sind.
Ganz schön viel Elektronik dafür, dass die Knöpfe gerade mal fünf Euro kosten, die meist auch noch zurückerstattet werden. Das ging deshalb, weil Amazon sich die Dashbuttons mit 15 Dollar von den Firmen hat subventionieren lassen, die ihre Produkte per Button verkaufen wollten. In der Herstellung sind die Dashbuttons wesentlich günstiger.
So funktioniert ein Dashbutton
Damit der Button weiß, welches Produkt er auf Knopfdruck bestellen soll, muss er zunächst eingerichtet werden. Dabei wird zum Beispiel konfiguriert, welches Produkt in welcher Menge bestellt werden soll und natürlich das WLAN-Passwort an den Button weitergegeben und dort gespeichert, damit er sich später mit den Internet verbinden kann. Dafür bekommt er vom WLAN-Router eine freie IP-Adresse zugewiesen, das ist eine Art interne Telefonnummer. Solange der Button nicht genutzt wird, befindet er sich im Schlafmodus.
Auf Knopfdruck wacht er auf, verbindet sich über das WLAN mit dem Internet und hinterlässt auf dem Amazon-Server die Nachricht: "Ich wurde gerade gedrückt." Der Amazon-Server bestätigt den Eintrag und sendet ein Signal an den Button, der dann grün blinkt. Sozusagen als Bestätigung für die erfolgreiche Kommunikation mit dem Amazon-Server. Das dauert nur wenige Sekunden. Amazon schickt dann das entsprechende Produkt los. Nach erfolgreicher Kommunikation versetzt sich der Button wieder in den Schlafmodus. Der mitgelieferte Batterie, die fest in der Hülle des Dashbuttons verbaut ist, hält ungefähr für 1000 Bestellungen.
Dashbutton weiter verwenden
Wenn Amazon die Bestellfunktion final abschaltet, hat der Dashbutton keine Funktion mehr. Es sei denn, ihr bastelt und gebt ihm eine neue Funktion. Dazu benötigt ihr aber nicht nur einen Dashbutton, sondern auch einen kleinen Bastlercomputer oder ein altes Smartphone. Die überwachen permanent den Dashbutton, um mitzubekommen, ob ihr den Plastikknopf aktiviert. Denn dann erkundigt sich der Button zuallererst im Netzwerk, ob seine bisherige IP-Adresse - also die interne Telefonnummer - noch frei ist, mit der die Internetverbindung aufgebaut wird.
Diese Anfrage heißt ARP-Request (Address Resolution Protocol). Meldet sich der Knopf beim Bastlercomputer, zum Beispiel einem Raspberry Pi, einem noch günstigeren ESP8266-Chip oder einer dafür konfigurierten Android-App, kann daraufhin eine beliebige Aktion ausgelöst werden. Wer jetzt schon experimentieren möchte, sollte vorher im Router die Verbindung zu Amazon kappen, damit nicht versehentlich noch was bestellt wird. Welche Aktion ausgelöst werden soll, kann man zum Beispiel über eine Plattform wie "If this then that" bestimmen. Netzbastler Moritz Metz hat damit zum Beispiel Faxe verschickt. Andere nutzen die Buttons zum Zählen, zum Beispiel, wenn sie Sport machen.
"Es gibt da unendlich viele Möglichkeiten für Internettasten. Und manche sind sogar sinnvoll."
Fragwürdiges Recycling
Ob sich der Dashbutton wirklich umnutzen lässt, ist allerdings noch nicht ganz klar. Amazon könnte zum Beispiel aus der Ferne eine Sperr-Firmware aufspielen, die den Knopf absichtlich unbrauchbar macht, erklärt Moritz Metz. Besser fände es der Netzbastler, wenn Amazon alle Buttons per Fern-Update in sogenannte IOT-Dashbuttons umwandeln würde. IOT steht für Internet of Things. Die Hardware würde dieselbe bleiben, nur den Werbeaufkleber könnte man dann abmachen, weil nichts mehr bestellt wird. Dann hätten Menschen im Besitz eines Dashbuttons die Möglichkeit, damit zu experimentieren.
Aktuell bietet Amazon an, den Plastikknopf kostenlos zurückzuschicken, um es recyclen zu lassen. Die Frage ist, wie umweltfreundlich das ist, wenn lauter kleine Pakete oder Briefe mit Dashbuttons um die Welt reisen. Und wegen des verschweißten Kunststoffes kann es sein, dass die enthaltene Batterie ohnehin geschreddert wird. Und weil die Batterie fest eingeschweißt ist, ist die Lebensdauer sowieso begrenzt. Für Moritz Metz sind die Buttons so oder so Elektroschrott.
"Die Teile sind eh nach 1000 Tastendrücken unbrauchbar. Für mich so oder so Trash-Buttons."