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Der Naturschutzbund hat sich anguckt, wie die Biotonne in Deutschland genutzt wird. Unser Reporter kennt die Ergebnisse und weiß, wo es hakt.

Im Durchschnitt sammelte jeder Bundesbürger im Jahr 2016 insgesamt 59 Kilogramm Biomüll, also Küchen- und Gartenabfälle. Insgesamt sind das 4,6 Millionen Tonnen Bioabfall jährlich.

Hinter dem Durchschnitt verbirgt sich aber eine ziemlich große Spannbreite. Von sieben Kilogramm beim Schlusslicht Brandenburg bis hin zu 90 Kilogramm in Hessen und Schleswig-Holstein. In kreisfreien Großstädten wird mit 48 Kilogramm am wenigsten Bioabfall pro Kopf gesammelt. Das sind in der Regel Großstädte – also Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern.

Zum Beispiel in Köln: Laut Übersichtskarte vom Naturschutzbund gilt die Biotonne in Köln zwar als flächendeckend angeboten, aber Sebastian hat bei einer kleinen Umfrage festgestellt: In der Realität sind sie in Köln eine Seltenheit.

Fehlende Kontrolle der Länder

Ein Grund für die großen Unterschiede ist, dass die Biotonne immer noch nicht bundesweit angeboten wird. Und das, obwohl sie seit 2015 gesetzlich verpflichtend ist. Die Länder gucken bei der Umsetzung nicht genau hin. Das betrifft von den 402 Landkreisen in Deutschland ganze 73 Stück. Wo keine Biotonne, da keine Mülltrennung beim Biomüll.

Selbst in Landkreisen, in denen die Biotonne angeboten wird, muss sie nicht unbedingt im Hinterhof stehen, sagt Michael Jedelhauer. Er ist Referent für Kreislaufwirtschaft beim Naturschutzbund.

"In der Tat ist in einigen Landkreisen das Problem, dass sie auf dem Papier eine Biotonne eingeführt haben. Allerdings muss der Bürger oder die Hauseigentümerin selbst aktiv werden und beim Landratsamt eine Biotonne bestellen."
Michael Jedelhauer, Referent für Kreislaufwirtschaft beim Naturschutzbund

Wenn ihr selber mietet, könnt ihr nicht unbedingt auch selbst aktiv werden. Ihr könnt, wenn ihr die gesetzlich vorgeschriebene Biotonne endlich haben wollt, bei den Nachbarn vorfühlen, was die davon halten. Die entscheidende Initiative muss dann allerdings vom Vermieter ausgehen.

"In der Tat ist hier der Vermieter die Person, die letztlich dann initiativ werden und eine Biotonne bestellen kann."
Michael Jedelhauer, Referent für Kreislaufwirtschaft beim Naturschutzbund

Als Alternative bleibt nur: selbst zu kompostieren oder den Biomüll eigenhändig zu einer Sammelstelle zu bringen. Besser läuft es in Landkreisen, in denen es eine Pflichttonne gibt. Sie wird dort an alle Hausbesitzer und Haushalte geliefert.

Bestes Beispiel der Hohenlohe-Kreis in Baden-Württemberg. 2016 wurde hier die Biotonne als Pflichttonne eingeführt und ziemlich schnell lag die Sammelmenge pro Kopf bei über 80 Kilogramm – also weit über dem Bundesdurchschnitt.

Was in die Tonne reinkommt ist je nach Landkreis unterschiedlich. Das heißt, ihr müsst euch speziell informieren, was rein darf und was nicht.

Eine Tonne für alle Bioabfälle

Das Sortieren ist ganz einfach. Der Naturschutzbund sagt: wirklich alle biologischen Abfälle, die in der Küche anfallen, können auch in der Biotonne entsorgt werden.

Dazu gehören also auch Knochen, Reste mit hohem Salzgehalt und gekochte Speisereste. Abfälle aus der Küche gelten als hochwertige Reststoffe, die als Dünger verwendet werden können. Dieser kann mineralische Dünger ersetzten, die anderenfalls aufwendig und treibhausintensiv hergestellt werden müssen.

Eine zweite Verwendungsmöglichkeit: In Vergärungsanlagen kann aus Bioabfall Biogas produziert werden, das ist eine Alternative zu Erdgas, Kohle und Atomstrom. Die vermeintlich biologisch abbaubaren Verpackungen wie Bioplastikbeutel aus Maisstärke gehören nicht in die Biotonne. Sie verrotten zu langsam.

Auch konventionelles Plastik darf nicht rein in den Bioabfall, etwa die Schutzhülle, die am Rest der Gurken klebt. Denn am Ende gelangt das Plastik, auch als Mikroplastik, als Biodünger auf die Äcker und am Ende ins Meer und über Fische in unserem Körper.

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Mehr zum Thema Biomüll und Mülltrennung bei Deutschlandfunk Nova:

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Shownotes
Biomüll
Es gammelt in der falschen Tonne
vom 06. Juli 2018
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Sebastian Rams, Deutschlandfunk-Nova-Reporter