In Island macht gerade ein Walfang Schlagzeilen. Ein privates Unternehmen soll dort einen Blauwal gefangen und geschlachtet haben. Blauwale sind jedoch geschützt und dürfen auf keinen Fall getötet werden. Naturschutzorganisationen zufolge wäre es der erste Blauwalfang seit 40 Jahren.

Blauwale sind die größten Säugetiere der Welt. Sie können bis zu 33 Meter lang und 200 Tonnen schwer werden. Die Meeressäuger gelten als stark gefährdet, es gibt Schätzungen zufolge nur noch 10.000 bis 20.000 Tiere. Weltweit ist es verboten, einen Blauwal zu töten. Dem Unternehmen, das den Blauwal gefangen haben soll, droht eine hohe Strafe. Wenn es denn wirklich ein Blauwal war.

"Bei einem Hybriden sähe die Rechtslage etwas anders aus - das wäre Umweltschützern zufolge nicht illegal."
Rahel Klein, Deutschlandfunk Nova

Diese entscheidende Frage ist jedoch noch nicht abschließend geklärt. Es besteht nämlich auch die Möglichkeit, dass es sich um einen Hybriden handelt - eine Kreuzung aus Finn- und Blauwal. Finnwale sind die nächsten Verwandten des Blauwals, nur etwas kleiner und mit einer helleren Farbzeichnung. Ein Hybrid lässt sich von außen nur schwer von einem reinen Blauwal unterscheiden. Bei einem Hybriden sähe allerdings die Rechtslage anders aus: Ein Hybridfang wäre nicht illegal.

Warum das so ist, erklärt der Walforscher Michael Dähne: "Man weiß, dass verschiedene Walarten sich untereinander verpaaren und dass das immer wieder vorkommt, meistens mit infertilen Nachkommen, das heißt, dass sie selbst keine weiteren Nachkommen bekommen können und sich dementsprechend nicht mehr an der Reproduktion beteiligen."
Ein Hybrid spielt also keine Rolle mehr beim Erhalt von Walpopulationen.

DNA-Test soll klären, ob es ein Hybrid war

Ob es also eine Kreuzung oder ein Blauwal ist, soll bei dem Fall in Island nun mithilfe eines DNA-Tests geklärt werden. Es kann jedoch mehrere Monate dauern, bis das Ergebnis vorliegt.

Kristjan Loftssons, der Eigentümer der privaten Walfangfirma hat sich inzwischen zu Wort gemeldet und sagt: Der Wal sei auf jeden Fall ein Hybridtier. Naturschutzexperten hingegen sagen, niemand könne so etwas mit hundertprozentiger Sicherheit sagen - und im Zweifel hätte die Firma das Tier erst gar nicht jagen dürfen.

Internationales Walfangverbot

Seit 1986 gibt es ein internationales Walfangverbot für kommerziellen Walfang, aber es gibt auch Ausnahmen und Schlupflöcher. Walfang für wissenschaftliche Zwecke ist zum Beispiel erlaubt. In Japan wird von dieser Ausnahme regelmäßig Gebrauch gemacht. Manche Experten zweifeln jedoch, dass die gejagten Tiere ausschließlich der Forschung dienen.

Eine andere Möglichkeit ist, als Staat Einspruch gegen dieses Verbot einzulegen und es nicht anzuerkennen – Island und Norwegen haben diesen Weg gewählt. In beiden Ländern gibt es nach wie vor Walfang. 
Blauwale dürfen allerdings nicht gefangen werden. 

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Shownotes
Island
Krimi um mutmaßlichen Blauwalfang
vom 16. Juli 2018
Gesprächspartnerin: 
Rahel Klein, Deutschlandfunk Nova
Moderator: 
Ralph Günther