Susanne und Eike sind deutsche Architekten, die in London leben und arbeiten. Wegen des drohenden Brexits haben sie die britische Staatsbürgerschaft beantragt, wollten aber auch die deutsche behalten. Das ist mit einigen Hürden verbunden.
Schon seit ein paar Jahren leben Susanne und Eike im Londoner Stadtteil Richmond und arbeiten dort als Architekten. Eike ist zuständig für die deutschen Kunden einer britischen Firma und reist daher auch oft nach Deutschland. Jetzt, wo der Brexit droht, haben die beiden sich dann dafür entschieden, die britische Staatsbürgerschaft zu beantragen und dabei auch die deutsche zu behalten.
Durch die doppelte Staatsbürgerschaft erhoffen sie sich eine unkomplizierte Ein- und Ausreise und dieselben Rechte und Pflichten, wie ein britischer Staatsbürger - beispielsweise das Wahlrecht. Eine naheliegende Idee, die aber auch mit einigen bürokratischen Hürden verbunden ist.
"Es geht um Sicherheit, weil man nicht weiß, was passieren wird, wenn man das Land mal verlassen möchte. Und sich dann entschließt, zurückzukehren, das gibt einem die Sicherheit, dass man das dann auch tun kann."
Deutsche, die eine zweite Staatsbürgerschaft beantragen, benötigen eine sogenannte Beibehaltungsgenehmigung. Mit der dürfen sie die deutsche Staatsbürgerschaft behalten, nachdem sie eine weitere Nationalität angenommen haben. Dazu hat der Deutsche Bundestag im Januar entschieden, dass Deutsche ihren deutschen Pass nicht verlieren, wenn sie bis zum bis 31. Dezember 2020 einen Antrag auf Einbürgerung im Vereinigten Königreich gestellt haben.
"Und zwar ist das ein langwieriger Prozess. Man muss also erst die 'Permanent Residency Card' beantragen. Sobald man dann ein Jahr lang Permanent Residency gehalten hat, dann kann man die Staatsbürgerschaft beantragen."
Das gilt allerdings nur im Fall eines geregelten EU-Austritts. Wenn es zu einem No-Deal-Brexit kommt, wird es schwierig für Deutsche, eine doppelte Staatsbürgerschaft zu erhalten – wenn sie bis dahin noch keinen britischen Pass beantragt haben.
Brexit: Büffeln für die doppelte Staatsbürgerschaft
Neben guten Englischkenntnissen wird auch kulturelles Wissen über das Leben im Vereinigten Königreich in einem Test abgefragt. Mit einem Handbuch, das zur Prüfungsvorbereitung dient, können Anwärter auf die britische Staatsbürgerschaft sich das nötige Wissen reinpauken. Allerdings ist das Kompendium mit 161 Seiten auch recht umfassend.
"Man muss sich drauf vorbereiten: Die Fragen gehen von Öffnungszeiten der Pubs bis zu den Namen der Frauen von Henry VIII."
Wer nicht ausreichend auf den Sprach- und Kulturtest vorbereitet ist, könnte es schwer haben. Den Prüflingen wird sehr genau auf die Finger geschaut. Und auch die Sicherheitsvorkehrungen bei den Tests sind sehr hoch: Mikrofone, Lautsprecher, Uhren und Telefone müssen angehende Britinnen und Briten für den Test ablegen. Wer die Prüfung erfolgreich besteht, wird mit einer Zeremonie als britischer Staatsbürger willkommen geheißen.
Der Bürgermeister des jeweiligen Bezirks führt durch die Veranstaltung, ein Foto der Queen darf nicht fehlen und selbstverständlich muss ein neuer Staatsbürger ihr und ihren Nachkommen die Treue schwören und die Nationalhymne anstimmen, erzählt die Architektin Susanne. Gemeinsam mit ihrem Mann Eike hat sie schon alle Hürden genommen. Die beiden dürfen sich also ganz offiziell Untertanin und Untertan der britischen Queen nennen.
"Beim 'Live in the UK'-Test herrschen recht hohe Sicherheitsvorkehrungen. Es wird geschaut, dass man keine Mikrofone irgendwo versteckt hat, keine Lautsprecher versteckt hat, die Uhr muss abgelegt werden, Telefone müssen abgelegt werden und zusätzlich ist das Ganze noch videoüberwacht."
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