Gerade ist eine der teuersten chinesischen Filmproduktionen im eigenen Land gefloppt: Der Film Asura hat so wenig eingespielt, dass er nach drei Tagen aus den Kinos genommen wurde. ARD-Korrespondent Benjamin Eyssel erklärt, welche Filme in China gut laufen und wie der Markt dort funktioniert.
Über 100 Millionen US-Dollar soll Asura gekostet haben. Aber beim chinesischen Publikum scheint der Film trotzdem nicht gut angekommen zu sein: Er spielte zum Start nur ungefähr sechs Millionen US-Dollar ein. Als Konsequenz hat der Verleih, zu dem auch Alibaba Pictures gehört, Asura nach nur drei Tagen aus den Kinos genommen.
"Das ist ja ein riesiger Markt, der chinesische Filmmarkt – vermutlich bald der größte der Welt. Hier wird sehr, sehr viel produziert."
Die Filmbranche in China boomt
In China werden viele Kinofilme produziert, sagt Benjamin, denn die Nachfrage ist groß. Täglich werden neue Kinosäle in dem riesigen Land eröffnet. Der Filmmarkt sei gigantisch und könnte bald der größte weltweit sein, meint unser Korrespondent. In Qingdao, einer Stadt östlich von Peking, habe die chinesische Produktionsfirma Wanda ein großes Filmstudio aufgemacht - das hätte das Potenzial, ein chinesisches Hollywood zu werden.
Was Studios in China produzieren, ist für Benjamins Geschmack allerdings in der Gesamtheit zu seicht. Blockbuster schaffen es eher in die Kinos als Arthouse-Filme, sagt er. Doch es gibt Ausnahmen, etwa den aktuell sehr erfolgreichen Film "Dying to Survive", der gerade alle Rekorde bricht.
"Der Film spiegelt ein bisschen die Realität der Leute wieder. Viele Leute sind frustriert mit der Krankenversicherung, mit der Situation, wie alles so läuft. Die Medikamente sind teuer, und die Krankenversicherung zahlt nicht so viel."
Der Film handelt von einem Mann aus Shanghai, der Krebsmedikamente illegal nach China schmuggelt. Den Grund für den Erfolg des Films sieht Benjamin in der Nähe zur Realität: Die Chinesen seien unzufrieden mit ihren Krankenversicherungen, Medikamente seien recht teuer.
Alles muss durch die Zensur
Grundsätzlich müssen alle Filme in China von der Zensurbehörde geprüft werden, sagt Benjamin – egal ob sie aus dem eigenen Land oder dem Ausland kommen. Regierungskritisches wird zensiert. Auch Nacktszenen sind streng verboten - sie werden einfach rausgeschnitten. So wie im Film "Titanic", da sei beispielsweise die Nacktszene mit Kate Winselt für den chinesischen Markt entfernt worden. Denn auch nackte Brüste werden nicht gezeigt.
"Was zum Beispiel kritisch ist in ausländischen Filmen – regierungskritisch oder vielleicht ein bisschen umstürzlerisch - das wird alles rausgeschnitten oder nicht zugelassen."
Quote für ausländische Filme
Für ausländische Produktionsfirmen ist der chinesische Markt interessant. Rund 30 ausländische Filme pro Jahr sind per Quote in China erlaubt, berichtet Benjamin.
Damit die Filme dort laufen können, werden die Drehbücher zum Teil schon vorher angepasst, sagt unser Korrespondent. So mache es auch Marvel: Die Filme werden extra umgeschnitten oder es werden zusätzliche Szenen mit chinesischen Schauspieler gedreht.
Bei dem gescheiterten Blockbuster Aurora könnte übrigens ähnliches passieren. Laut Benjamin gibt es Gerüchte, dass die Produktion eventuell umgeschnitten wird, um dann wieder in die chinesischen Kinos zu kommen.
- Kinomarkt in China – Go East! | Matt Damon in einer amerikanisch-chinesischen Produktion: In Peking stellt er "The Great Wall" vor. Aus gutem Grund: In einem Jahr dürfte China der größte Kinomarkt der Welt sein.
- Ai Weiwei über seine Doku "Human Flow" – "Ich möchte die Realität zeigen" | Der Chinese Ai Weiwei ist nicht nur ein absoluter Ausnahmekünstler - er ist auch Menschenrechtler und Aktivist. Seine Doku "Human Flow" führt uns die Situation von rund 65 Millionen Flüchtlingen weltweit vor Augen. Wir haben eines der seltenen Interviews mit ihm führen können.