Alle Welt wartet auf einen Impfstoff gegen das neue Coronavirus. Auch wir hier in Deutschland. Und wenn er zur Verfügung steht: Wer sollte ihn zuerst bekommen? Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, hat dazu Empfehlungen.
Risikopersonen first: Menschen mit Vorerkrankungen und alte Menschen sollten bei der Corona-Impfung bevorzugt werden. So sieht es Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats. Wer ein "stark erhöhtes Risiko für schwere Verläufe" habe, müsse zuerst geimpft werden.
Aber auch Menschen, die sich um Risikopersonen kümmern oder solche, die für das Gemeinwesen arbeiten, könnten vor anderen eine Impfung bekommen. Konkret sind damit Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Arztpraxen, Krankenhäusern und der Pflege gemeint, dazu Lehrende, Polizisten und Polizistinnen oder etwa Feuerwehrleute.
"Bei Gruppen, die diese allerhöchsten Risiken haben: Da muss die Impfung zu denen kommen."
Die Bundesregierung rechnet Anfang 2021 mit einem Corona-Impfstoff. Gesundheitsminister Jens Spahn wollte sich darum schon jetzt den Rat von Experten einholen, und bat den Deutschen Ethikrat, die Ständige Impfkomission und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina um eine Einschätzung. In deren gemeinsamem Positionspapier (PDF) heißt es nun unter anderem: "Die Priorisierung muss medizinischen, ethischen und rechtlichen Prinzipien folgen. Diese sind der Bevölkerung verständlich darzulegen, damit die Priorisierung als gerechtfertigt wahrgenommen werden kann."
Eine Impfpflicht wird es nicht geben
Alena Buyx betont, dass eine Impfpflicht aus ethischer Sicht nicht empfohlen wird. Und auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat eine Pflicht zur Corona-Impfung schon mehrfach ausgeschlossen. Dennoch gibt es Menschen, die genau das befürchten. Aus Sicht von Buyx ist das eine "kleine, aber sehr laute Menge" – dem zugrunde liege ein "fundamentales Misstrauen".
"Ich glaube, da gibt es so ein fundamentales Misstrauen bei einigen: Je häufiger man sagt 'Es wird keine Impfpflicht geben', desto überzeugter davon sind sie, dass es sie gibt."
Die meisten Menschen in Deutschland wollen sich gegen Corona impfen lassen: Die Impfbereitschaft liege bei 50-60 Prozent, sagt unser Korrespondent Volker Finthammer. Um die Verbreitung des Virus wirksam einzudämmen, sei allerdings eine Impfquote von mindestens 70 Prozent nötig. Die Bundesregierung setze darauf, "über freiwillige Bereitschaft möglichst viele Menschen zu erreichen."
Damit in ganz Deutschland gleichzeitig mit dem Impfen begonnen werden kann, sollen die Bundesländer Impfzentren vor Ort einrichten, der Bund will sich um die Verteilung der Impfstoffe und die Finanzierung kümmern, so sieht es ein Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz vor.
Kranke oder schwache Menschen sollten jedoch vor Ort über "mobile Impfteams" versorgt werden, meint Alena Buyx. Solche Impfteams könnten beispielsweise in Pflegeheimen zum Einsatz kommen.
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