Vor der Abriegelung von Wuhan im Januar 2020 hat die chinesische Regierung über Wochen versucht, das Coronavirus herunterzuspielen. Und dann musste alles stillstehen: Dem Restaurantbesitzer Shen Zilong hat das erst mal Angst gemacht. Nach wenigen Tage schob er die beiseite und kochte mit seinem Team Essen für die Krankenhäuser in seiner Stadt.
"Kauft euch Masken!" Diese wenigen Worte erreichten den 26-jährigen Shen Zilong Mitte Januar in der Nachricht eines Freundes. Eigentlich waren die beiden an dem Abend zum Essen verabredet. Statt sich mit Shen Zilong zu treffen, schickte ihm sein Freund die warnende Nachricht. Denn: Der Freund des 26-Jährigen hat schon damals als Arzt in der Lungenfachabteilung eines Krankenhauses in Wuhan gearbeitet.
Mehr Infos habe ihm sein Mediziner-Freund nicht geben können, erzählt Shen Zilong, aus Angst vor den Konsequenzen. Denn: Die chinesischen Behörden haben über Wochen versucht zu verschleiern, wie gefährlich das neuartige Coronavirus tatsächlich ist und welchem Risiko die Menschen ausgesetzt sind – obwohl die ersten Covid-19-Fälle in Wuhan um den Jahreswechsel bekannt wurden.
Gefahr über Virus vertuschen
Alle diejenigen, welche die Öffentlichkeit in den Wochen davor vor den Gefahren des Virus warnen wollten, haben die Sicherheitsbehörden bedroht, berichtet ARD-Korrespondent Steffen Wurzel aus Wuhan.
Einer von ihnen war der chinesische Mediziner Li Wenliang. Er hat schon Ende Dezember 2019 versucht, die Menschen auf das damals noch unbekannte Virus aufmerksam zu machen. Doch er musste schweigen. Der Arzt infizierte sich mit dem Virus und starb schließlich am 7. Februar 2020 an Covid-19.
Wuhan, die abgeriegelte Stadt
Am 23. Januar 2020 kam dann der harte Lockdown und elf Millionen Menschen waren auf einmal dazu aufgerufen, still zu stehen. Zehn Wochen sollte ihr Hausarrest andauern.
In Shen Zilong löste die neue Situation eine Todesangst aus, erzählt er. Besonders um seine Familie machte er sich Sorgen. Zwei bis drei Tage habe die Angst angehalten. Dann habe er sich dafür entschlossen, den Menschen in seiner Stadt zu helfen.
"Als das alles losging, hatte ich große Angst. Als ich mich dann aber entschieden hatte, das durchzuziehen, bekam ich wieder mehr Durchblick."
Über Social Media hat der Restaurantchef Notfall-Krankenhäuser angeschrieben und ihnen angeboten, sie mit Mahlzeiten zu versorgen. "Zu der Zeit gab es für das medizinische Personal oft nicht genug zu essen. Die hatten nicht mal mehr Fertignudelsuppen oder Brot", erzählt er Steffen Wurzel. Die Kühlschränke des Restaurants waren hingegen bis oben hin mit frischen Lebensmitteln gefüllt und Gäste bekochen konnte sein Team nun eben nicht mehr.
Wuhan lebte vom Engagement der Bürger
Hilfsaktionen wie die von Shen Zilong und seinem Team haben Wuhan gerade am Anfang des zehnwöchigen Lockdowns über Wasser gehalten, erklärt Steffen Wurzel. Die Menschen haben für chinesische Verhältnisse außergewöhnlich viel zivilgesellschaftliches Engagement gezeigt. Finanzielle Hilfsmittel vom Staat haben sie während der Zeit nicht bekommen. Auch Shen Zilong hat nie einen finanziellen Ausgleich für seine Hilfsaktion bekommen.