Vor dem Hintergrund der steigenden Sieben-Tage-Inzidenz kommt die Frage auf, wie der Herbst in diesem Jahren wohl werden wird: Gibt es eine vierte Welle? Kommt ein weiterer Lockdown? Das Robert-Koch-Institut hat vier Szenarien entworfen.
Der bundesweite Inzidenzwert ist aktuell niedrig, steigt aber wieder an. Auch der Blick ins Ausland zeigt, dass sich mehr Menschen wieder mit dem Coronavirus anstecken. Diese Entwicklungen werfen einen Schatten über den vergleichsweise gelockerten Alltag, den wir seit ein paar Wochen wieder haben.
Vier mögliche Szenarien im Herbst
Um einzuschätzen, wie das Infektionsgeschehen im Herbst 2021 aussehen könnte, hat das Robert-Koch-Institut (RKI) vier Szenarien berechnet.
Alle vier sind abhängig von der Impfquote und dem Kontaktverhalten. Weil in der Altersgruppe ab 60 Jahren schon jetzt 85 Prozent der Menschen geimpft sind, hat das RKI für die vier Szenarien die Impfquoten der Menschen im Alter zwischen 12 und 59 Jahren variiert, um zu sehen, wie sich die Sieben-Tage-Inzidenz verändern würde:
- Impfquote von 65 Prozent: sehr starker Anstieg der Inzidenz von bis zu 400 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern; mit rund 6000 Covid-19-Patienten kommen die Intensivstationen an ihre Grenzen.
- Impfquote von 75 Prozent: Inzidenz würde auf unter 150 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern fallen; etwa 2000 Covid-19-Patientinnen könnten auf den Intensivstationen liegen.
- Impfquote von 85 Prozent: Sieben-Tage-Inzidenz würde nicht über 100 steigen; es ist mit maximal 1000 belegten Intensivbetten wegen einer Covid-19-Erkrankung zu rechnen.
- Impfquote von 95 Prozent und darüber: eine noch geringere Sieben-Tage-Inzidenz
"Diese Szenarien variieren je nach Impfquote und Kontaktverhalten sehr stark."
Wie eine mögliche vierte Welle im Herbst ausfallen könnte, hängt von den nächsten Wochen ab. "Es gibt nicht die vierte Welle. Jetzt kann noch sehr viel passieren, was den Verlauf beeinflusst", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Julia Polke.
In der Zwischenzeit arbeiten die Impfstoff-Hersteller daran, ihre Vakzine an die neuen Coronavirus-Varianten anzupassen. Gerade mRNA-Impfstoffe, also die der Hersteller Biontech und Moderna, lassen sich schnell verändern, damit sie weiter gut vor den neuen Varianten schützen.
Neue Impfstoffe in der Entwicklung
Zudem arbeiten auch andere Hersteller an Impfstoffen, bei denen eine Zulassung im Herbst denkbar ist wie der Proteinimpfstoff des US-amerikanischen Pharmaunternehmens Novavax. Laut aktueller Studie des Herstellers soll der Novavax-Impfstoff eine Wirksamkeit von 90 Prozent haben.
Parallel dazu forschen andere Pharmaunternehmen an Nasenspray-Impfstoffen. Ihr Vorteil: Sie wirken dort, wo das Virus in den Körper gelangt, wodurch sie eine Ansteckung und Übertragung verhindern können.
Drittimpfungen zur Auffrischung möglich
Auch denkbar ab Herbst sind Drittimpfungen beziehungsweise Zweitimpfungen im Falle des Impfstoffs von Johnson & Johnson. Das wird aber vor allem ältere Menschen betreffen oder Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, sagt Julia Polke. Für jüngere, gesunde Menschen wird die Drittimpfung wahrscheinlich frühestens 2022 ein Thema sein.