Weil sich das neue Coronavirus weiter ausbreitet, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Doch was genau bedeutet das und wie gut sind deutsche Kliniken auf Quarantänemaßnahmen vorbereitet?

Am 30. Januar hat die WHO wegen des neuartigen Coronavirus den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. "Der bedeutet in erster Linie, dass die Weltgesundheitsorganisation ihren Mitgliedsländern empfehlen kann, wie sie sich verhalten und welche Maßnahmen sie ergreifen sollten", sagt Christina Sartori von der Dlf-Wissenschaftsredaktion.

Virus breitet sich weiter aus

Die WHO hat diesen Schritt zum einen ergriffen, weil die Zahl der mit dem Virus Infizierten weiter steigt, sagt Christina Sartori. Zum anderen gibt es mittlerweile mehrere infizierte Menschen außerhalb Chinas. Die weltweite Verbreitung des neuartigen Coronavirus ist somit der Hauptgrund für den Schritt und nicht, dass das Virus irgendwie gefährlich geworden sei, so die Wissenschaftsjournalistin.

"Keiner hat gesagt, dass das Virus sich verändert hat, keiner sagt, dass es gefährlicher geworden ist. Dafür gibt es derzeit keine Anzeichen."
Christina Sartori, Dlf-Wissenschaftsredakteurin

Laut den Behörden in Peking haben sich bis zum 31. Januar knapp 10.000 Menschen auf dem chinesischen Festland mit dem Virus infiziert. Hinzu kommen mehr als 100 Fälle in mehr als 20 weiteren Ländern.

Die Empfehlungen der WHO erarbeitet ein internationales Gremium aus Expertinnen. Diese sagen den Mitgliedsländern, wie sie sich verhalten sollen – also zum Beispiel, wie man mit Verdachtsfällen umgeht, an den Landesgrenzen verhält oder der internationale Flugverkehr gehandhabt wird, erklärt Christina Sartori. Deutschland ist von der WHO für seinen Umgang mit dem neuen Coronavirus gelobt worden.

Bisher hat die WHO fünf Mal einen internationalen Gesundheitsnotstand erklärt, sagt Christina Sartori. Zwei Mal wegen Ebola, ein Mal wegen dem Zika-Virus, ein weiteres Mal wegen der Schweinegrippe und ein Mal wegen mehreren Polio-Ausbrüchen.

Rückholaktion für Deutsche in Wuhan

Die Deutsche Luftwaffe fliegt rund 130 Menschen aus der besonders betroffenen chinesischen Stadt Wuhan nach Deutschland aus. Einen Verdachtsfall gibt es bisher aber keinen unter ihnen. Trotzdem werden sie für zwei Wochen in einer Bundeswehrkaserne in Rheinland-Pfalz unter Quarantäne leben.

Deutschland habe Notfallpläne, Isolierzimmer und ein stabiles Gesundheitssystem, so Christina Sartori. Auch wenn die Bundesärztekammer die Sorge hat, dass es nicht genügend spezielle Isolierzimmer und ausreichend Personal gebe. "Diese Sorge gilt für den Fall, dass auch hier massenhaft Fälle auftreten", sagt die Wissenschaftsjournalistin. Das müsse aber erst mal abgewartet werden – auch, ob die Fälle so schwer verlaufen, dass sie ins Krankenhaus müssten.

"Reine Verdachtsfälle, die unter Quarantäne stehen, die belegen ja kein Bett im Krankenhaus."
Christina Sartori, Dlf-Wissenschaftsredakteurin

Generell gelte, dass Menschen, die sich keiner Quarantäne unterziehen wollen, nicht dazu gezwungen werden können. Außer es handelt sich um besonders gefährliche Krankheiten wie etwa die Lungenpest oder Ebola, sagt Christina Sartori.

Wie gefährlich das neue Coronavirus wirklich ist, das könne im Moment nicht richtig abgeschätzt werden, weil jeden Tag neue Informationen hinzukämen, so die Journalistin. "Es könnte wohl doch ansteckender sein, als man bisher gedacht hat". Grund ist, dass es Menschen gibt, die infiziert sind, aber keine Symptome zeigen. Sie können bereits andere Menschen mit dem Virus angesteckt haben. "Das macht es noch schwieriger, diesen Ausbruch einzudämmen."

Expertin warnt vor Panik

Die Pandemie-Beauftragte der Bundesärztekammer, Susanne Johna, warnte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" allerdings vor einer Panik. Das neue Virus müsse ernst genommen werden, weil noch lange nicht alles darüber bekannt sei. Eine aktuelle Bedrohung gebe es aber nicht. Außerdem sei die Gefahr durch eine normale Grippe viel höher.

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Shownotes
Weltgesundheitsorganisation
Internationaler Gesundheitsnotstand um neues Coronavirus einzudämmen
vom 31. Januar 2020
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartnerin: 
Christina Sartori, Dlf-Wissenschaftsredaktion