Die Geschichte von der Spinne, die zusammen mit ein paar Bananen in der eigenen Küche landet, steht hin und wieder in der Zeitung. Und tatsächlich werden Spinnen in Bananenkisten importiert. Zum Glück weiß unser Biologe Mario Ludwig was zu tun ist, wenn wir eine finden.

Der Begriff "Bananenspinne" bezeichnet umgangssprachlich alle großen Spinnenarten, die mit Bananen importiert werden. Und tatsächlich kann zumindest theoretisch eine Handvoll verschiedener tropischer Spinnenarten mit Bananenkisten zu uns kommen. Oft sind sie groß und eindrucksvoll und leicht miteinander zu verwechseln. Eine von ihnen gehört zu den giftigsten Spinnen der Welt: die Brasilianische Wanderspinne. 

Die Brasilianische Wanderspinne

Sie ist so groß eine Hand und vermutlich ist sie für die meisten tödlichen Giftunfälle durch Spinnen weltweit verantwortlich. Das liegt in erster Linie daran, dass diese Tiere sehr aggressiv sind. Ihr Gift ist sehr wirksam und sie haben außerdem die größten Giftdrüsen im Spinnenreich. Die Drüsen haben ein Fassungsvermögen von bis zu 1,35 Milligramm Gift. Eine Menge, die ausreicht, um mehr als 200 Mäuse zu töten.

Der Biss der Brasilianischen Wanderspinne ist äußerst schmerzhaft und führt zu Übelkeit, Schwindel, Muskelkrämpfen und Erbrechen. Beim Biss wird ein sogenanntes Neurotoxin abgegeben. Es lähmt die Reizleitung in den Nerven und ruft so Muskellähmungen hervor. Dies kann - wenn auch relativ selten - zum Tod führen. Gefährdet sind hier vor allem sogenannte "Risikogruppen": Kleinkinder, ältere Menschen sowie Menschen mit einer schwachen körperlichen Konstitution. Es gibt jedoch ein ausgezeichnetes Antiserum, also ein Gegengift.

Zusammen mit Bananen werden die erwachsenen Spinnen importiert. Aber auch die Eier der Bananenspinne werden so ab und an eingeschleppt. Aus den Eiern schlüpfen dann während der Überfahrt auf dem Frachter oder im deutschen Supermarkt die Jungspinnen. Die Chance, dass eine solche Spinne lebend in einem deutschen Supermarktregal landet, ist aus zwei Gründen allerdings relativ gering.

  • Die Spinne kommt ausschließlich in Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay vor. Aus diesen Ländern stammen aber gerade mal 0,8 Prozent der in die EU importierten Bananen. 
  • Die Eier der Brasilianischen Wanderspinne sind im Gegensatz zu anderen Spinnenarten ziemlich kälteempfindlich, weshalb sie oft die kühle Lagerung der Bananen nicht überstehen.

Weniger gefährliche Arten aus der Bananenkiste

Bei uns in Mitteleuropa kommen daher in der Regel andere Bananenspinnen an, die harmloser sind. Sie stammen aus den Bananenplantagen der Haupteinfuhrländer Costa Rica, Panama, Ekuador und Kolumbien. Wenn sie denn den Transport überstehen. Das ist eine nahe Verwandte der Brasilianischen Wanderspinne, die dieser täuschend ähnlich sieht, aber deutlich weniger giftig ist. Außerdem die sogenannte Riesenkrabbenspinne der Art Heteropoda venatoria. Riesenkrabbenspinnen stammen ursprünglich aus Asien, sind heute jedoch weltweit in den Tropen verbreitet. Ihr Biss ist zwar schmerzhaft, aber ungefährlich. Das gleiche gilt für Jagdspinnen der Art Cupiennius salei. Ihr Gift ist schwach und ruft die gleichen Reaktionen wie ein Wespenstich hervor.

Und wenn es doch passiert?

In einem Supermarkt oder beim Obsthändler auf eine Bananenspinne zu treffen, ist in etwa so wahrscheinlich wie ein Lottogewinn. 

"Wenn man tatsächlich in einem Supermarkt auf eine Bananenspinne trifft - was statistisch gesehen, etwa so wahrscheinlich ist, wie ein Sechser im Lotto -, sollte man kein Risiko eingehen."
Mario Ludwig über die Wahrscheinlichkeit, eine importierte Spinne zu finden

Wer dennoch eine sichtet, sollte Abstand halten empfiehlt Mario Ludwig. Wenn möglich, sollten wir die  Bananenkiste abdecken und so die Spinne an der Flucht hindern. Danach am besten das Gesundheitsamt oder die Feuerwehr alarmieren. Und sollte die Spinne uns tatsächlich beißen - umgehend zum Arzt gehen. 

Shownotes
Das Tiergespräch
Die Spinne in der Bananenkiste gibt es wirklich
vom 31. Januar 2018
Moderation: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Biologe Mario Ludwig