Dawanda, eine Onlineplattform für selbstgemachte Sachen, galt als deutsches Vorzeige-Start-up. Im August schließt der DIY-Shop - trotz guter Zahlen.

Seit der Gründung 2006 war Dawanda ein recht erfolgreiches Unternehmen. Bei dem DIY-Portal haben nach eigenen Angaben rund 380.000 Anbieter rund 6 Millionen Produkte angeboten. Im Herbst 2012 gab es allerdings nach einer europäischen Expansion des Unternehmens eine Reihe von Entlassungen. Die Geschäftsführerin und Gründerin Claudia Helming gab an, dass diene der Fokussierung.

Unser Reporter Sebastian Rams hat sich das Unternehmen und seine kurze Geschichte genauer angesehen. Eigentlich ist es bei dem Unternehmen nicht schlecht gelaufen, meint er.

Übermächtige Konkurrenz

Nach einem harten Einschnitt im Sommer 2017, bei dem 60 Mitarbeiter entlassen wurden, haben sich die Geschäftszahlen gut entwickelt. Der Umsatz von 2017 ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um satte 21 Prozent auf 16,4 Millionen Euro angestiegen. So gut ist es für Dawanda seit der Gründung im Jahr 2006 nicht mehr gelaufen, findet Sebastian.

Die Plattform werde jetzt aus der Überzeugung heraus geschlossen, dass Dawanda in der nahen Zukunft nicht mit anderen Anbietern werde mithalten können - vor allem nicht mit Etsy aus den USA.

Harte Konkurrenz aus den USA

Etsy ist Marktführer und gilt als Gegenstück zu Amazon im Onlinehandel für Selbstgemachtes. Das Unternehmen ist börsennotiert und erzielte im Gegensatz zu Dawanda 2017 auch einen Gewinn von rund 13 Millionen Euro.

Sebastian sagt, dass es schon ungewöhnlich sei, dass sich ein Unternehmen trotz guter Geschäftszahlen nur aufgrund einer düsteren Prognose so früh vom Markt zurückziehe.

Die noch verbliebenen rund 150 Mitarbeiter sollen jetzt zumindest ein vernünftiges Abfindungspaket erhalten. Das wäre bei einer späteren Insolvenz wahrscheinlich nicht möglich gewesen.

Bedrohung der wirtschaftlichen Existenz

Auch für die Anbieter auf Dawanda soll es eine Lösung geben. Meistens sind das Kreative, die handwerklich begabt sind, Vintage-Möbel aufpolieren oder selbst gestaltete Rucksäcke und Schmuck verkaufen.

Gesa Friederike ist Illustratorin und verkauft seit 2015 Post- und Klappkarten auf Dawanda. Sie meint, dass für manche Verkäufer die gesamte Existenz bedroht sei.

"Es gibt einige Dawanda-Shops, die so ausgelastet sind, dass das wirklich die Haupteinnahmequelle von ein paar Designern ist. Bei mir ist das eher ein Zubrot."
Gesa Friederike, Illustratorin und Anbieterin bei Dawanda

Claudia Helming, Gründerin und Geschäftsführerin von Dawanda, empfiehlt ihren Anbietern zur übermächtigen US-Konkurrenz zu gehen - zu Etsy.

Obwohl die Geschäftsleitung ihren Verkäufern Etsy für die Zukunft empfehle, übernehme der US-Konzern Dawanda nicht offiziell. Es gebe keinen Kaufpreis und es solle überhaupt kein Geld fließen.

Keine Übernahme - dafür Empfehlungen

Die beiden Unternehmen hätten eine  Vereinbarung getroffen, heißt es. Dawanda erhalte demnach eine  Gegenleistung für seine Empfehlung. Wie die aussehe, ist aber bisher nicht bekannt.

Ob die Verkäufer ihre Kundenbewertungen von Dawanda mitnehmen können, ist nicht sicher. Gesa Friederike hat dazu bisher keine Informationen. Sie ist skeptisch.

"Die Bewertungen sind oft sehr persönlich und sehr liebevoll geschrieben. Man hat sich das erarbeitet, diesen Kundenkontakt. Es wäre schade, wenn das im Nichts verschwindet."
Gesa Friederike, Illustratorin und Anbieterin bei Dawanda

Aber eines ist für Sebastian sicher: Die Auswahl für selbstgemachte Unikate wird durch das Ende von Dawanda eher kleiner werden.

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Shownotes
Mit Dawanda ist Schluss
Jetzt geht es ans Selbstgemachte
vom 02. Juli 2018
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Sebastian Rams, Deutschlandfunk Nova