Polen hat in diesem Jahr 25 Denkmäler aus der Sowjet-Zeit abgerissen. Die Begründung: Sie erinnern an oder verherrlichen den Kommunismus. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind die Denkmäler vielen verhasst. Doch über den Abriss herrscht nicht nur Einigkeit.
Polen rechnet mit seiner Geschichte ab, zumindest dem sowjetischen Teil. Im laufenden Jahr wurden schon 25 Denkmäler abgerissen, 35 sollen folgen. Bereits 2016 hat die polnische Regierung unter der PiS-Partei Denkmäler verboten, die öffentlich den Kommunismus propagieren. In diesem Jahr hat das Thema durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine eine neue Dynamik bekommen.
Bleiben dürfen Denkmäler auf Friedhöfen, wenn sie Teil privater Sammlungen sind oder wissenschaftlichen oder Bildungszwecken dienen. Alle anderen sollen verschwinden, zur Not kommt der Abrissbagger.
"Die einen sagen, die Denkmäler müssen weg, weil sie für eine veraltete Zeit stehen und Schmerz bereiten. Die anderen sagen, sie müssen bleiben und verändert werden, um zu zeigen, was in der Vergangenheit war."
Abriss oder Bildungsstätte?
In Polen, aber auch in anderen Ländern, wird jetzt wieder die Debatte
darüber geführt, wie mit historischen Denkmälern umzugehen ist und ob
es vielleicht eine Alternative zum Abriss gäbe.
In Olsztyn beispielsweise, im Nordosten Polens, steht ein Triumphbogen. Der Bürgermeister will, dass er bleibt, weil die Mehrheit der Bevölkerung dafür ist. Sein Vorschlag: Man könnte daraus eine Gedenkstätte und einen Bildungsort machen.
Nationalsozialistisch geprägte Zehnkämpfer-Statue
Ähnliche Ansätze gibt es in anderen Ländern. In Litauen beispielsweise wurden kommunistische Denkmäler von Stalin und Lenin in einem Park versammelt und mit Erklärtafeln versehen. So soll den umstrittenen Denkmälern ein entsprechender Kontext verliehen werden.
In der Zitadelle Spandau in Berlin gibt es eine Dauer-Ausstellung, die umstrittene Werke zeigt und den Kontext erklärt, etwa eine nationalsozialistisch geprägte Zehnkämpfer-Statue.
"Man muss die Denkmäler aus diesen Vorbildkontext-Dingern, die die Statuen mal bedeutet haben, herausnehmen und in einen anderen Kontext nehmen und sagen: Wir formulieren das um."
Man könnte aber auch genz anders mit solchen Denkmälern umgehen, meint zumindest Jürgen Zimmerer, Professor für Globalgeschichte an der Universität Hamburg und Leiter der Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe. Er sagt: Selbst mit einer Erklärtafel stehen die Statuen immer noch im Fokus. Man sollte sie vielleicht lieber auf den Kopf stellen oder halb einbuddeln, um auf den ersten Blick die neue Einstellung zu einem Denkmal zu verdeutlichen.