Durch den Abgasskandal und die Diesel-Fahrverbote in Stuttgart und Hamburg sind Autokäufer verunsichert. Kaum einer schafft sich noch einen Diesel an. Die Stimmung bei den Gebrauchtwagenhändlern ist darum teils sehr mies.

Unsere Reporterin Katja Scherer hat mit dem Gebrauchtwagenhändler Anastasios Adamos gesprochen. In seinem Autohaus stehen viele SUV. 70 bis 80 Prozent davon fahren mit Diesel und sind ein bis zwei Jahre alt. Auf dieser Ware bleibt er nun weitestgehend sitzen. 

"Wir haben im Schnitt 15 bis 20 Fahrzeuge im Monat verkauft. Jetzt sind wir bei einem oder zwei. Wovon sollten wir das ganze auffangen?"
Anastasios Adamos, Gebrauchtwagenhändler
Gebrauchtwagenhändler Anastasios Adamos
© Deutschlandfunk Nova | Katja Scherer
Gebrauchtwagenhändler Anastasios Adamos: Bis zu 80 Prozent seiner Autos sind Diesel-Fahrzeuge.

Die Zahlen des Kraftfahrtbundesamts besagen, dass die Händler im Jahr 2018 vier Prozent weniger Diesel-Gebrauchtwagen verkauft haben als im Vorjahr. Die Margen im Gebrauchtwagenhandel sind generell schon niedrig, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Katja Scherer. Auch die Preise, die die Händler noch für Diesel-Fahrzeuge nehmen können, sind gesunken, sagt Martin Endlein von der Deutschen Automobiltreuhand. 

Miese Stimmung in der Gebrauchtwagenbranche

Für drei Jahre alte Gebrauchtwagen konnte im Oktober 2018 52,1 Prozent des ursprünglichen Listenpreises verlangt werden, im Jahr davor waren es noch 53,9 Prozent. Martin Endleins Einschätzung dazu: "Das klingt jetzt nicht viel, aber in der Menge ist das für die Händler schon schwierig." 

Der aktuelle Geschäftsklimaindex des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe besagt, dass ein Drittel der Händler angegeben haben, dass die Geschäfte schlecht laufen. Nur 17 Prozent von ihnen sagen, dass es gut läuft. 

Verkäufer von Benzinern profitieren

In erster Linie profitieren die Gebrauchtwagenverkäufer, die Benziner verkaufen: Die werden jetzt mehr gekauft und teils auch zu leicht höheren Preisen. Es gibt allerdings auch manche Betriebe, die nach wie vor mit Diesel-Fahrzeugen erfolgreich sind. Händler, die in ländlichen Gebieten ansässig sind, haben weniger Probleme, weil dort bisher keine Fahrverbote zu befürchten sind. 

Mehr Diesel-Fahrzeuge werden ins Ausland exportiert

Autos, für die Fahrer keine Umtauschprämie von den Herstellern bekommen und die im Gebrauchthandel landen, werden inzwischen häufiger ins Ausland verkauft. Das Institut für Angewandte Logistik der Hochschule Würzburg-Schweinfurt hat im Juli 2018 festgestellt, dass innerhalb eines Jahres 20 Prozent mehr Gebrauchtwagen exportiert wurden. Die moderneren Autos darunter gehen in der Regel nach Südeuropa, die älteren Modelle werden eher nach Osteuropa exportiert. Der Autohändler Anastasios Adamos sagte unserer Reporterin Katja Scherer, dass sich der Verkauf von vergleichsweise neuen Fahrzeugen nach Osteuropa gar nicht lohne, weil er dafür kaum Geld bekomme. 

Verschrotten statt Nachrüsten

Wer die Umtauschprämie kassiert, muss im Gegenzug sein altes Diesel-Fahrzeug verschrotten. Zum Teil übernehmen die Hersteller das Verschrotten. Oder man verschrottet seinen alten Wagen selbst und gibt beim Hersteller einen Nachweis vom Schrottplatz ab, um die Prämie zu erhalten. 

Umweltschützer sehen diese Praxis kritisch. Autos könnten auch per Hardware nachgerüstet werden, um bessere Abgaswerte zu erhalten. Stattdessen werden sie verschrottet oder ins Ausland exportiert. Für die Autoindustrie hat die Verschrottung den Vorteil, dass Bedarf an neu produzierten Fahrzeugen entsteht. Allerdings bedeutet die Herstellung jedes neuen Autos eine große Umweltbelastung.

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Shownotes
Dieselkrise
Händler bleiben auf Diesel-Gebrauchtwagen sitzen
vom 17. Januar 2019
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartnerin: 
Katja Scherer, Deutschlandfunk Nova