Roboter am Fließband, Computer statt Mensch: In der Arbeitswelt verschwinden Jobs, doch ungefähr in gleichem Maße entstehen auch wieder neue Jobs. Das zeigt eine Untersuchung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung für die Entwicklung seit den 70er Jahren. Katrin Sielker aus den Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten hat sich die Untersuchung genauer angeschaut.

Die Forscher schreiben, der technische Fortschritt hat nicht zu weniger Arbeit geführt, wohl aber zu einer Umverteilung. Es gebe weniger Jobs für Geringqualifizierte und mehr für Hochqualifizierte. Die Forschenden zeigen: Seit 1993 sind in allen Wirtschaftsbereichen zusammengenommen 9,5 Prozent der Arbeitsplätze weggefallen – egal, ob Handel, Kultur, Produktion oder Dienstleistungen. In der gleichen Zeit sind gleichzeitig aber auch 9,7 Prozent neue Arbeitsplätze in diesen Sektoren entstanden.

Höheres Risiko für Geringqualifizierte

Das Problem ist, dass nicht die gleichen Menschen gefragt sind, deren Jobs vorher weggefallen sind. Vor allem die Menschen, die gering qualifiziert sind, haben ein höheres Risiko, dass ihr Arbeitsplatz wegfällt. Also Leute ohne Berufsausbildung. Das hat zum einen damit zu tun, dass ihre Tätigkeit durch Maschinen ersetzt wird – zum Beispiel bei Bergbauarbeitenden oder in einer Textilfabrik. Oder aber, dass die Nachfrage sinkt: Wer in einer Fabrik für CDs oder Videokassetten gearbeitet hat, musste seine Tätigkeit wahrscheinlich aufgeben, einfach, weil es weniger Menschen gibt, die die Produkte kaufen.

Leute mit Hochschulabschluss haben seit der Automatisierung bessere Aussichten, den gleichen Job zu behalten oder schneller bei einer neuen Firma unterzukommen – denn für sie sind deutlich mehr Arbeitsplätze entstanden seit den 70er Jahren. Beispiel Finanzdienstleistungen. Und dann gibt es noch die Leute mit Berufsausbildung, die als mittel qualifiziert gelten, ein Ergotherapeut, eine Industriekauffrau zum Beispiel. Und für die sind in den vergangenen Jahren auch etwas mehr Arbeitsplätze weggefallen als neu dazu kamen, aber nicht so stark wie bei Geringqualifizierten.

"Leute mit Hochschulabschluss haben seit der Automatisierung bessere Aussichten."
Katrin Sielker, Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten

Das Fazit der Forschenden: Sie sagen, es ist gut, wenn Arbeitsplätze digital werden, denn die jetzt schon digitalen Arbeitsplätze, zum Beispiel in Banken oder Kreditinstituten, sind die sichersten. Außerdem werde die zunehmende Digitalisierung auch weiterhin neue Jobs schaffen. Für Menschen, die noch in Fabriken arbeiten, müssten allerdings bessere Lösungen gefunden werden. Zum Beispiel wäre es möglich Menschen in diesem Sektor für verschiedene Tätigkeiten innerhalb eines Betriebs zu qualifizieren. Sie sollten mehr darin bestärkt werden, Weiterbildungen zu machen – ein Punkt, an dem sich auch die Politik mit Förderungen beteiligen müsse.

Außerdem, sagen die Forschenden, sollte es eine bessere Beratung für die Fabrikarbeiterin und andere Geringqualifizierte geben, eine bessere Vermittlung, wenn es um mögliche Jobwechsel geht.

Shownotes
Digitalisierung
Unterm Strich fallen keine Jobs weg
vom 17. Juli 2019