Warum ist Reichtum in Deutschland so ungleich verteilt? Warum werden die Reichen immer reicher? Eine TV-Doku versucht dieser Frage auf den Grund zu gehen. Wir haben mit einem der Autoren gesprochen.

Die Globalisierung hat dafür gesorgt, dass in den letzten Jahren eine ganz kleine Elite immer reicher geworden ist. Gleichzeitig sei das Einkommen der Mittelschicht in den Industriestaaten (USA, Frankreich, England, Deutschland) kaum gewachsen, sagt Andreas Spinrath, neben Julia Friedrichs, Fabienne Hurst und Michael Schmitt einer der Autoren der Fernsehdokumentation "Ungleichland – Wie aus Reichtum Macht wird". Der Film macht in Statistiken, Daten und Expertengesprächen klar, dass diese Schere immer größer wird. 

Der Abstand wächst

Die Autoren haben ein halbes Jahr lang den superreichen Bauunternehmer Christoph Gröner begleitet. Kaum einer baut so viele Wohnungen in Deutschland wie er. 250 Millionen Euro, so sagt er im Film, könne man durch Konsum gar nicht vernichten: "Wenn sie 250 Millionen haben, schmeißen Sie es zum Fenster raus und es kommt zur Tür wieder rein."

"Wenn sie 250 Millionen haben, schmeißen sie es zum Fenster raus und es kommt zur Tür wieder rein. Sie kriegen es nicht kaputt. Sie können es nicht durch Konsum zerstören das Geld."
Christoph Gröner, Bauunternehmer

Denn: Autos, Häuser, Immobilien, Gold – sie alle würden im Wert steigen, sagt der Unternehmer.

Geld = Macht ?

Geld und Macht hängen eng zusammen, sagt Andreas Spinrath. Die Politik brauche die Eliten, denn die brauche deren Geld. Um beim Beispiel Bauunternehmer zu bleiben: In deutschen Städten fehlen tausende Wohnungen. Sie müssen also gebaut werden – auf diese Weise werden Unternehmer wie Gröner automatisch einflussreicher. 

"Dass sich die Reichen absetzen von der normalen Bevölkerung ist ein Trend, den man in den meisten Industriestaaten beobachten kann."
Andreas Spinrath, Autor des Films "Ungleichland"

Dass die Schere zwischen Reichen und normaler Bevölkerung immer größer wird, ist kein eigens deutsches Phänomen sondern sei in den meisten Industrienationen so, sagt Spinrath. Die Folge: In den meisten Industriestaaten seien auch Populisten in der Politik auf dem Vormarsch, das hänge eng zusammen.

Ungleichheit schürt Konflikte

Experten weltweit sehen in der Ungleichheit die Ursache für soziale und politische Konflikte. Auch der ehemalige Chefökonom der Weltbank Branko Milanovic glaubt, dass eine breite Mittelschicht eine unverzichtbare Basis für eine friedliche und demokratische Gesellschaft darstellt.

"Eine breite Mittelschicht ist für eine friedliche und demokratische Gesellschaft unerlässlich."
Branko Milanovic, Ex-Chefökonom der Weltbank

Milanovic ruft dazu auf, sich die Frage zu stellen, ob eine erfolgreiche Gesellschaft wirklich funktionieren kann, wenn die Schichten so weit auseinanderdriften.

Rege Diskussion im Netz

Im Netz haben die Autoren schon seit November 2017 mit Usern auf Facebook, Twitter und Instagram über das Thema diskutiert. Das Feedback war riesig. Viele Menschen belastet das Thema offenbar.

"Ungleichland - Wie aus Reichtum Macht wird" läuft am 07.05.2018 um 20.15 Uhr im Ersten. In der ARD-Mediathek ist der Film länger verfügbar.

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Shownotes
TV-Doku Ungleichland
Ungleichheit schürt Konflikte
vom 07. Mai 2018
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Andreas Spinrath, Autor des Films "Ungleichland - Wie aus Reichtum Macht wird"