Ein Politikerleben lang hat der Grünen-Abgeordnete Volker Beck für die "Ehe für alle" gekämpft: Jetzt hat der Bundestag die Gesetzesänderung beschlossen - an seinem letzten Tag im Parlament.

Die Grünen-Fraktion hatte sowieso die Community zum Regenbogenempfang eingeladen. Dass sie heute gleich die völlige rechtliche Gleichstellung homosexueller Paare feiern kann, ist Zufall. Für Volker Beck, der seit 1994 dem Deutschen Bundestag angehört, ist das ein Riesenerfolg. Sein ganzes Politikerleben lang hat er sich für Gleichstellung eingesetzt:

"Aber das Zentrale an diesem heutigen Tag ist nicht, dass ich solange dafür gekämpft habe, sondern dass für Lesben und Schwule endlich in diesem Land klar ist: Wir sind Menschen mit gleicher Würde und gleichen Rechten."
Volker Beck, Grünen-Politiker
Grünen-Politiker Volker Beck 2016
© dpa
Volker Beck scheidet mit dem Ende der Legislaturperiode aus dem Deutschen Bundestag aus.

393 Bundestagsabgeordnete stimmten für die Gleichstellung homosexueller Paare. 226, darunter Angela Merkel, lehnen die "Ehe für alle" ab. Deutschland hat damit die Diskriminierung von Schwulen und Lesben durch den Gesetzgeber beseitigt und zu anderen europäischen Ländern aufgeschlossen. 

Die Niederlande waren 2001 das erste Land, in dem homosexuelle Paare vor dem Standesamt ihr Ja-Wort geben konnten. Im Rathaus in Amsterdam fand die erste Trauung in der Geschichte statt. Nach und nach folgten weitere europäische Länder:

  • Belgien
  • Finnland
  • Norwegen
  • Schweden
  • Dänemark
  • Island
  • Frankreich
  • Großbritannien (ohne Nordirland)
  • Luxemburg 
  • Portugal
  • Spanien
  • Irland
Erste Ehe von Schwulen und Lesben in den Niederlanden 2001
© dpa
Erste Eheschließungen in Amsterdam 2001

Länder, in denen Homosexuelle diskriminiert werden

In Italien, Österreich, der Schweiz, Griechenland und Tschechien sind Eheschließungen homosexueller Paare vor dem Standesamt noch nicht erlaubt. In Italien dürfen sie eine gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft anerkennen lassen. In Slowenien hat das Parlament 2015 für eine "Ehe für alle " gestimmt. Die Entscheidung wurde von den Bürgern per Referendum wieder gekippt.

Amerika

In Kanada haben Schwule und Lesben seit 2005 das Recht auf Eheschließung und Adoption. In manchen Provinzen war das sogar schon vor 2005 möglich. Die USA zogen 2015 nach. Bis dahin war die "Ehe für alle" in 37 der 50 Bundesstaaten erlaubt.

In Mexiko ist die Eheschließung, aber nicht die Adoption für schwule und lesbische Paare erlaubt. Dagegen ist beides in Argentinien, Uruguay, Brasilien und Kolumbien möglich. 

Afrika

Homosexuellen drohen in den meisten Ländern Todesstrafen oder lange Haftstrafen. Nur in Südafrika dürfen Schwule und Lesben heiraten und Kinder adoptieren.

Asien 

Ähnlich düster wie auf dem afrikanischen Kontinent sieht die Situation für Homosexuelle in Asien aus. Allein in Taiwan will die Politik in den nächsten zwei Jahren eine Eheschließung für homosexuelle Paare ermöglichen.

Australien

Der Marriage Act von 2004 verbietet die Heirat für gleichgeschlechtliche Paare. In einigen Bundesstaaten sind Lebenspartnerschaften und Adoption erlaubt.

In Neuseeland ist dagegen die "Ehe für alle" seit 2013 möglich. Die Rede des Politikers Maurice Williamson, einem Befürworter, anlässlich der Abstimmung im Parlament ging als "Big Gay Rainbow-Speech" in die Geschichte ein.

Rechte Schwuler und Lesben weltweit:

Shownotes
Gleichstellung homosexueller Paare
"Ehe für alle" - jetzt auch in Deutschland
vom 30. Juni 2017
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Volker Beck, Grünen-Abgeordneter, und Sebastian Rams, Deutschlandfunk Nova