In Genua stürzt während eines schweren Unwetters eine 50 Jahre alte Autobahnbrücke auf einer Strecke von 100 Metern ein. 30 Autos und einige LKW werden mit in die Tiefe gerissen. Es gibt Tote und Verletzte. Noch sind die Ursachen für die Tragödie unklar.

An der vielbefahrenen Brücke waren aber Bauarbeiten im Gange und es soll Warnungen wegen des Zustands der Brücke gegeben haben. Zudem gibt es in Italien derzeit ohnehin eine Diskussion um veraltete Infrastruktur, und so wird nun spekuliert, dass die Brücke marode gewesen sein könnte.

In Deutschland müssen viele Brücken saniert werden

Auch in Deutschland müssen viele Brücken saniert werden. An einigen wird aktuell gehämmert und geschraubt. Die Folge: Sperrungen, Umwege, noch mehr Staus. Das ist aber natürlich alles besser, als wenn so eine Brücke einstürzen würde. Wobei­­­: Könnte so etwas, wie in Genua, auch hier in Deutschland passieren?

Inzwischen haben sich mehrere Behörden zu Wort gemeldet. Petra Peter-Antonin von der Bundesanstalt  für Straßenwesen (BASt) hat gegenüber der Bildzeitung gesagt, ihr Vertrauen in die deutschen Brücken sei durch den Vorfall nicht erschüttert. Anders sieht das laut Bild Susanne Meinke von der Hamburger Behörde für Wirtschaft und Verkehr. Sie ist der Meinung, so ein Unglück ließe sich nie zu hundert Prozent ausschließen.

"Viele Verkehrsexperten kritisieren, dass die Brücken in Deutschland ziemlich alt sind. Das heißt 40 Jahre und mehr."
Nadine Lindner, Korrespondentin im Hauptstadtstudio

Viele Brücken in Deutschland sind 40 Jahre alt und älter, stammen also aus einer Zeit, da an eine so große Menge an Güterverkehr auf den Straßen noch gar nicht gedacht wurde. Die LKW auf deutschen Straßen wurden und werden aber nicht nur mehr, sondern auch schwerer.

Regelmäßige Wartung soll Unglücke verhindern

Ob die Brücken der steigenden Belastung Stand halten, wird in Deutschland regelmäßig untersucht. Alle sechs Jahre gibt es eine intensive Prüfung, alle drei Jahre eine einfache Prüfung. Dabei arbeiten Plan- und Prüfingenieure nach dem Vier-Augen-Prinzip zusammen, damit nichts übersehen wird.

Bei den Prüfungen geht es um Fragen der Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit. Die Schwierigkeit ist, dass man viele Schäden erst entdeckt, wenn sie offensichtlich sind."
Nadine Lindner, Korrespondentin im Hauptstadtstudio

Hat eine Brücke bereits Risse, ist das aber schon gefährlich, bevor die wirklich deutlich sichtbar werden. Denn durch die anfangs schmalen Fissuren kann Wasser eindringen und die Brücke von innen zersetzen. Um solche Schäden früher zu entdecken, will der Bund jetzt digitale Technik einsetzen. Beim Projekt "Intelligente Brücken" geht es darum, Sensoren zu installieren, die solche Schäden von selber melden können.

Insgesamt gibt es in Deutschland:

  • ca. 39.600 Brücken an Bundesfernstraßen
  • ca. 140.000 Straßenbrücken in Städten und Gemeinden

Ein Drittel davon gelten als instandsetzungsbedürftig. Nur zwei Prozent der Brücken sind wirklich in einem ganz schlimmen Zustand. Um die Belastung auf gefährdeten Brücken zu reduzieren, werden Fahrverbote für Schwertransporter verhängt, die Geschwindigkeit begrenzt oder mehr Abstand zwischen LKW angeordnet.

Unsere Korrespondentin hatte im Gespräch fälschlicherweise gesagt, die beiden zitierten Behördenmitarbeiterinnen seien die Chefinnen ihres jeweiligen Hauses. Das ist unzutreffend und wird hier im Text korrigiert.

Mehr zum Thema bei Deutschlandfunk Nova:

Shownotes
Eingestürzte Autobahnbrücke in Genua
Deutsche Brücken werden regelmäßig geprüft
vom 15. August 2018
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Nadine Lindner, Korrespondentin im Hauptstadtstudio Berlin