Weihnachten kann zum echten Stresstest für die Psyche werden. Wir haben uns erklären lassen, was wir für uns selbst, aber auch für die Menschen um uns herum tun können, damit es an den Festtagen möglichst vielen Personen in unserer Familie und im Freundeskreis gut geht.
Dass an Weihnachten alles immer schön und entspannt ist, ist ein Märchen, das wissen wir alle. Manche Leute finden es aber richtig anstrengend und unangenehm, mehrere Tage am Stück mit der Familie zu verbringen. Und manchen geht es psychisch und seelisch auch einfach gar nicht so gut.
"Das ist das Fest der Liebe, da muss ich mich freuen – da schwingen halt einfach wahnsinnig viele Erwartungen schon mit."
Der Erwartungsdruck – auch an sich selbst – ist immens, erklärt die Psychotherapeutin Denise Ginzburg. Die Ansprüche sind hoch, denn es ist ja immerhin das Fest der Liebe, an dem wir alle zusammensitzen und besinnlich sein wollen. Wenn dieser Zwang zum Ganz-viel-Verbindung-Spüren aber nicht zu unserem aktuellen Erleben passt, wir einfach super gestresst sind, dann klaffen die beiden Stimmungen auseinander und wir fühlen uns nicht wohl.
Erwartungen aufschreiben
Was helfen kann, ist, sich die eigenen Erwartungen und Ansprüche an diese Zeit konkret auf einen Zettel zu schreiben und sich zu fragen: Muss ich das eigentlich überhaupt leisten oder erfüllen? Ist das überhaupt realistisch? Und: Tut mir das gut?
"Weihnachten dient auch der eigenen Besinnlichkeit. Man darf sich Momente für sich nehmen."
Je nach Ergebnis der Selbstbefragung lässt sich ja vielleicht ein Kompromiss finden, damit der Rest der Familie nicht so enttäuscht ist. Fest steht: Weihnachten ist ja nicht nur für die anderen da, sondern dient auch der eigenen Besinnlichkeit. Wir dürfen also auch gerne selbst zur Ruhe kommen und uns Momente für uns selbst nehmen.
Wenn eine Person an Weihnachten "voll im Film" ist und backt und verpackt und kocht und organisiert und und und…, dann sei es nicht sinnvoll, die Person in dieser Situation von einer anderen Einstellung überzeugen zu wollen, sagt Denise Ginzburg. Aber vielleicht danach und dann als Idee fürs nächste Weihnachten mit der Person besprechen, wie sich Aufgaben verteilen lassen und wirklich alle zusammen Weihnachten feiern können.
Worum es an Weihnachten eigentlich geht
Entscheidend ist es, sich klar zu machen, was denn eigentlich wichtig ist: das Zusammensein, gute Gespräche. Im Zweifel können wir auch mal auf die selbst gebackenen Superplätzchen verzichten - für die entspannte Stimmung.
Es hilft, sich auch in die Perspektive der anderen hineinzuversetzen. Was ist ihnen wichtig, was brauchen sie gerade?
"Radikale Akzeptanz ist besser als Resignation."
Wenn wir unsere Familie eher selten sehen und nicht gut mit ihr klarkommen, dann sei die "radikale Akzeptanz" immer noch besser als die passive Resignation, erklärt die Psychotherapeutin. Radikale Akzeptanz bedeutet: Ich höre auf, mit dem Problem zu kämpfen, ich erkenne die Situation an und mache das beste daraus, so schwer das auch sein mag. Aber ich kann und werde das heute nicht ändern.
Gelassenheit und Akzeptanz – in diesem Sinne ein schönes Weihnachtsfest!