Die Überlebenden in den Erdbebengebieten in der Türkei und Syrien brauchen Hilfe. Viele Menschen wollen spenden. Doch Kriminelle missbrauchen die Hilfsbereitschaft der Menschen, um Kasse zu machen.

Schon drei Tage nach der Katastrophe waren allein bei den beiden großen deutschen Bündnissen "Aktion Deutschland Hilft" und "Aktionsbündnis Katastrophenhilfe" 18,7 Millionen Euro eingegangen – das ist deutlich mehr als bei anderen Naturkatastrophen. Hinzu kommen viele Sachspenden.

Parallel versuchen Kriminelle, aus dem Leid der Menschen Profit zu ziehen: Wie groß das Problem mit Fake-Spendenaufrufen genau ist, lässt sich nicht seriös beziffern, sagt unser Netzautor Andreas Noll. Fakt ist: Die Aktivität von Kriminellen in diesem Zusammenhang ist groß. Die österreichische Website Watchlist-Internet, die schon lange über Betrug jeder Art im Netz informiert, hat sowohl Fake-Spendenaufrufe auf Social-Media-Plattformen als auch eigens eingerichtete betrügerische Websites registriert.

Vorgegaukelte Seriösität

Die Betrüger*innen versuchen, sich als seriöse Spendensammler zu präsentieren. Ein Spendenaufruf auf Twitter, Facebook oder Insta kann mit vergleichsweise wenig Aufwand einen vermeintlich seriösen Anstrich bekommen: ein emotionales Foto, keine Rechtschreibfehler und dann der Link zum Spenden.

Häufig nutzen Betrügende auch bekannte Zahlungsdienstleister wie etwa Paypal. Hier sollte man auf jeden Fall misstrauisch werden – erst Recht natürlich, wenn man die Spende in einer Kryptowährung überweisen soll.

Augen auf bei Paypal-Überweisungen!

Der Impuls zu spenden, ist bei dieser Katastrophe in Deutschland sehr groß. Und manchmal werden Paypal-Links etwa als Antwortkommentar auf den seriösen Spendenaufruf einer prominenten Person veröffentlicht, da lasse sich der ein oder die andere täuschen, sagt Andreas Noll.

"Wenn ein Link etwa als Antwortkommentar auf einen seriösen Spendenaufruf einer prominenten Person veröffentlich wurde, lässt sich vielleicht der eine oder andere täuschen."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Nach dem Beben sind viele Spenden-Websites registriert worden, mit Domains wie "earthquaketurkey" oder so ähnlich. Diese können professionell aufgemacht sein, aber trotzdem von Kriminellen betrieben werden.

Sechs Tipps für sicheres Spenden

  1. Recherchieren, wer hinter einem Spendenaufruf steht und ob man dieser Organisation vertrauen kann
  2. Augen auf! Es gibt Betrüger, die offizielle Logos (etwa vom UN-Kinderhilfswerk Unicef) missbrauchen, um eine falsche Fährte zu legen – immer besser direkt auf die Seite der jeweiligen Hilfsorganisation gehen und dort nach dem Spendenbutton suchen
  3. Immer skeptisch sein bei Mails unklarer Herkunft oder auch bei Mails, die zu großer Eile mahnen
  4. Finger weg von Paypal-Spendenaufrufen, die nicht von den großen Hilfsorganisationen stammen oder von Menschen, die man kennt
  5. Die geprüfte Liste vom Deutschen Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) nutzen, die speziell für dieses Erdbeben zusammengestellt wurde. Das DZI hat seit vielen Jahren die Aufgabe, karitative Organisationen auf die Verwendung ihrer Spendengelder zu prüfen. Auf der Website des DZI gibt es auch eine Checkliste zum Thema "Sicheres Spenden".
  6. Gerade bei den größeren Hilfsorganisationen solltet ihr keinen Spendenzweck angeben, damit die Gelder flexibel eingesetzt werden können. Der Zweck "Erdbeben Türkei" könnte zum Beispiel den Einsatz des Geldes für Opfer auf der syrischen Seite des Katastrophengebietes ausschließen.
Shownotes
Nach dem Erdbeben
Betrug mit gefälschten Spendenaufrufen
vom 14. Februar 2023
Moderation: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter