Auf Facebook bekommen Falschmeldungen einen Warnhinweis. Nur: Einerseits interessiert das viele überhaupt nicht. Und: Andererseits sind Postings ohne Warnhinweis deshalb noch lange nicht korrekt. Das zumindest behaupten Forscher der Yale Universität. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte hat sich deren Studie angeschaut.
Facebook beschäftigt seit einiger Zeit externe Teams, um den Wahrheitsgehalt von Postings prüfen zu lassen. Posts, die als Falschmeldung entlarvt wurden, bekommen dann eine Art Warnhinweis und werden als "umstritten" gekennzeichnet. So soll deutlich werden, dass die Meldung erfunden ist und die User sie besser nicht lesen.
Die Auswirkung ist sehr begrenzt
In einer Studie der Yale Universität heißt es jedoch, dass so eine Kennzeichnung von Falschmeldungen nur eine sehr begrenzte Wirkung auf die User hat hat.
Für ihre Untersuchung haben Wissenschaftler mehr als 7.500 Usern verschiedene Postings mit Schlagzeilen vorgelegt. Teils erfundene, teils echte. Teils mit dem Hinweis "umstritten", teils ohne. Das Ergebnis: Wie User einen Post beurteilen, verändert sich durch einen Warnhinweis, dass der Post eine Falschmeldung ist, um lediglich 3,7 Prozent. Das ist verdammt wenig.
Manche verbreiten Fake-News erst recht weiter
Je nach User kann die Kennzeichnung als Fake-News sogar bewirken, dass der Post erst recht weiterverbreitet wird. Die Forscher haben herausgefunden, dass das für Anhänger des US-Präsidenten Trump und/oder bei unter 26-Jährigen der Fall ist.
"Eine Kennzeichnung kann sogar einen gegenteiligen Effekt haben."
Das Team der Yale Universität hat noch etwas herausgefunden: Von einigen Usern werden Posts, die keinen Warnhinweis haben, als geprüft und "wahr" eingestuft. Aber natürlich ist das ein Trugschluss, denn die überschaubare Zahl von Fakten-Checkern kann gar nicht alle Postings prüfen.
Facebook hält nichts von der Studie
Facebook zweifelt die Methodik der Studie an. Diese wurde nicht direkt auf der Facebook-Plattform durchgeführt, sondern anhand einer Befragung im Netz. Die Autoren der Studie halten ihre Ergebnisse dennoch für repräsentativ.
Facebook sagt außerdem, dass das Unternehmen nicht nur durch Warnhinweise gegen Falschmeldungen vorgehe. Auch dürfe auf Profilen keine Werbung mehr geschaltet werden, wenn auf ihnen wiederholt "angezweifelte Inhalte" verbreitet wurden. Doch dazu veröffentlicht das Unternehmen keine Daten, sodass Forscher diese Maßnahme nicht unabhängig überprüfen können.
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