Tagelang nur Eukalyptusbäume und trotzdem kein bisschen Langeweile – Kathrin Heckmann ist rund 1000 Kilometer alleine durch Australien gelaufen. Beim Fernwandern kommt man in meditative Zustände, erzählt sie im Weltempfänger. Und sie verrät, was man tun sollte, wenn man von einer Schlange gebissen wurde.
Mit fast 20 Kilogramm Gepäck ging es los. Denn am Anfang ihrer Wanderung gab es lange Abschnitte ohne Einkaufsmöglichkeiten. Essen für zwölf Tage musste in den Rucksack. Warum Kathrin Heckmann damals ausgerechnet Porridge einpackte, den sie überhaupt gar nicht mag und kaum runterbekommt, ist ihr selbst nicht ganz klar. Heute lacht sie über sich selbst – und baut auf Fertig-Kartoffelbrei und Couscous.
"Man wird so ein bisschen Experte für die Landschaft. Und ich hab mich tatsächlich eigentlich nie gelangweilt."
Kathrin liebt es, draußen zu sein, zu reisen und zu wandern. Vor zwei Jahren im Herbst hat sie sich an den rund 1000 Kilometer langen Fernwanderweg gewagt, der sich in Westaustralien von Kalamunda nahe Perth bis nach Albany an der Südküste zieht: den Bibbulum Track, der nach einer Gruppe dortiger indigener Völker benannt ist.
Ganze 55 Tage war sie unterwegs, hat in den offenen Schutzhütten geschlafen, die alle 20 Kilometer an der Strecke aufgestellt sind und dabei ihre Insektenphobie abgelegt. Muss man wohl auch, wenn man auf dem Plumpsklo Spinnen begegnet, die größer sind als die eigene Hand.
"Man kommt immer mehr auch an den Punkt, dass einem wirklich mal so gar nichts durch den Kopf geht."
Anfangs führt der Weg weite Strecken durch Wald. Fast drei Viertel der Gesamtstrecke schlängeln sich durch Eukalyptusbäume. Langweilig? Nein, verrät Kathrin im Weltempfänger-Interview. Im Gegenteil. Zwar gibt es diesem Teil Australiens keine Koalas, dafür aber Kängurus, Wallabies und vor allem: viele viele Vögel. Und nach dem Wald kommt man schließlich auch an die Küste und läuft dann über 250 Kilometer entlang des Wassers am Strand und über Dünen.
Fernwandern als Meditation
Spannend beim Fernwandern sind auch die eigenen Gedanken, erzählt sie. Manchmal ging ihr ganz viel durch den Kopf und es tauchten Erinnerungen aus ihrem Unterbewusstsein auf, die lange verschüttet waren. Und manchmal wachte sie plötzlich auf und wunderte sich, wie weit sie gelaufen war, ohne an irgendetwas zu denken. Beim Gehen gerät man manchmal in einen meditativen Zustand, beschreibt sie diese ungewohnte Stille in sich selbst.
"Gerade so die Reduktion aufs Wesentliche, diese Einfachheit im Leben mal für eine Zeit zu haben, das ist tatsächlich spannend."
Im Interview erzählt sie noch mehr von ihrem langen Trip: von Sümpfen und Schlangen, von kalten Nächten und warmen Tagen, vom Fachsimpeln über die richtige Ausrüstung am Lagerfeuer mit Wanderbekannschaften zum Beispiel.
"So eine Fernwanderung ist immer auch eine körperliche und eine geistige Belastung."
Und am Ende macht sie auch noch Mut: So krass es klingt, der Bibbulmun Track sei sogar was für Anfänger in Sachen Fernwandern. Zwar war sie selbst vorher schon mal 1500 Kilometer durch England gelaufen und Fernwandern ist natürlich auch eine Herausforderung, aber ein normaler Mensch mit einer gewissen Grundausdauer und Grundfitness kann das absolut schaffen, meint sie. Na dann los...