In den Weihnachtstagen suchen besonders viele Frauen in Frauenhäusern Schutz vor häuslicher Gewalt. Vor allem an den Feiertagen wird es dort eng, weil bundesweit zu wenig Plätze zur Verfügung stehen.

"Weihnachten ist mit vielen Erwartungen überfrachtet, und wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, dann gibt es Krach."
Mitarbeiterin in einem Frauenhaus

An Weihnachten, wenn Familien oft enger und länger zusammen sind als zu anderen Zeiten, ist auch das Streitpotenzial besonders groß.

Und dann müssen die Mitarbeiter von Frauenhäusern oft improvisieren: Sie schieben Matratzen in Büros, vermitteln Frauen in andere Frauenhäuser, sogar in andere Bundesländer – wenn das denn geht.

Es gibt zu wenig Plätze für Frauen, die bedroht werden oder Gewalt erfahren. Wenn man die Istanbuler Konvention zugrundelegt - das ist ein Übereinkommen des Europarats für den Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt – fehlen bundesweit 16.000 Plätze. 

Platzmangel in Frauenhäusern

So kommt es dann auch vor, dass Frauenhäuser Frauen abweisen oder an Schutzunterkünfte in anderen Bundesländern weitervermitteln müssen. Das fällt den Mitarbeiterinnen oft schwer, weil sie dann nicht genau wissen, wo die Frauen landen und ob sie dort sicher sind. 

Frauen, die Angst vor Gewalt oder sogar um ihr Leben fürchten, verlassen ihr Zuhause meist überstürzt und können nur das Nötigste mitnehmen. In vielen Fällen haben sie auch ihre Kinder dabei.

"Wir haben immer wieder die Situation, Frauen abweisen zu müssen. Das ist für uns etwas ganz Dramatisches, weil wir den Verbleib der Frauen nicht kennen. Wir wissen nicht, wie das weitere Vorgehen ist, wo sie wirklich landet und ob sie in Sicherheit ist."
Mitarbeiterin in einem Frauennhaus

Auch in den Frauenhäusern wird Weihnachten gefeiert. Die Weihnachtsgeschenke bestehen aus Sachen, die den Notunterkünften gespendet wurden. 

Froh einen Platz gefunden zu haben

Unsere Reporterin Astrid Wulf hat bei ihrem Besuch im Frauenhaus auch die Südamerikanerin Doro kennengelernt. Sie war ihrem Freund nach Deutschland gefolgt, um ihn zu heiraten. Nach ihrer Ankunft in der neuen Heimat wurden sie und ihr Sohn von ihrem Verlobten geschlagen. Die Flucht ins Frauenhaus erschien der letzte Ausweg zu sein. Doro ist froh, dass sie im Frauenhaus unterkommen konnte und freut sich über die deutschen Bräuche zum Weihnachtsfest.

Das "Hilfetelefon" unterstützt Frauen, die Gewalt erfahren haben: 08000 116 016

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Shownotes
Gewalt gegen Frauen
Weihnachten: Zu wenig Plätze im Frauenhaus
vom 24. Dezember 2018
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Autorin: 
Astrid Wulf, Deutschlandfunk Nova