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Sie schuften lieber für ein paar Euro in körperlich harten Jobs als darauf zu warten, dass ihr Leben in Deutschland endlich los geht. Viele Flüchtlinge arbeiten schwarz, einige von ihnen werden dabei auch ausgebeutet.

Ungefähr zehn schwarz arbeitende Asylbewerber greift der Zoll monatlich bundesweit auf. Sozialarbeiter und Flüchtlingshelfer gehen allerdings davon aus, dass die Dunkelziffer wesentlich höher liegt. Sie schätzen, dass etwa die Hälfte der Flüchtlinge in Deutschland illegale Jobs ausübt.

Recherchiert hat das unter anderem Elisabeth Weydt von NDR Info. Die Journalisten haben mit Flüchtlingshelfern, Sozialarbeitern, Wissenschaftlern und schwarz arbeitenden Flüchtlingen gesprochen. Dass die Zahlen von Zoll und Befragten so unterschiedlich sind, hat verschiedene Gründe:

  • Flüchtlinge haben Angst, darüber zu sprechen - Job weg, Asylantrag in Gefahr
  • es gibt keine empirischen Daten
  • Flüchtlinge bilden Netzwerk, warnen sich gegenseitig vor dem Zoll

Zwischen Langeweile und Druck

Neben einer Unterkunft erhalten Asylbewerber 300 Euro monatlich vom Staat. Viele fragen sich, warum Flüchtlinge dann überhaupt arbeiten. Der Hauptgrund: Viele wünschen sich einfach Beschäftigung. Denn es kann bis zu zwei Jahre dauern, bis ein Asylantrag bewilligt ist. Bis dahin sitzen die Menschen in den Asylunterkünften fest und haben nichts zu tun. Einige wollen auch einfach etwas Geld für sich haben, zum Beispiel für schickere Klamotten.

Viele stehen aber auch unter einem enormen Druck. Sie müssen Geld verdienen und nach Hause schicken, haben Schulden bei Schleppern oder wollen ihre Familien nachholen, die irgendwo in Europa an einer Grenze festsitzen. Dieser Druck macht sie zu bereitwilligen Arbeitern, die lieber für wenig Geld und unter unwürdigen Bedingungen arbeiten als in der Flüchtlingsunterkunft herumzusitzen.

"Essen und schlafen den ganzen Tag, das macht sie einfach wahnsinnig, da arbeiten sie lieber für wenig Geld. Viele haben aber auch einfach den Druck, Geld zu verdienen."
Elisabeth Weydt

Teilweise katastrophale Arbeitsbedingungen

Die illegalen Jobs bekommen die Flüchtlinge von Besuchern und Mitarbeitern der Unterkünfte vermittelt. Vielen ist das System in Deutschland einfach fremd. Um hier arbeiten zu dürfen, brauchen sie zunächst eine Arbeitserlaubnis, dann müssen sie einen Arbeitgeber finden, der sie - auch ungelernt oder mit schlechten Deutschkenntnissen - zum Tariflohn einstellt. Und dann müssen noch verschiedene Ämter zustimmen.

"Viele kommen aus Ländern, da geht man einfach auf eine Baustelle, in eine Kneipe oder in einen Supermarkt und fragt, ob man einen Job bekommt. Und dann heißt es ja oder nein."
Elisabeth Weydt

Besonders gefährdet von Ausbeutung sind Flüchtlinge, die keine Kontakte haben oder keine Sprache sprechen, die in Deutschland verbreitet ist. So erzählt Elisabeth Weydt von einem pakistanischen Flüchtling, der für kaum 80 Cent die Stunde in einem Restaurant gearbeitet hat, dort nicht mal essen durfte und oft zwei Stunden zu Fuß nach Hause gehen musste, weil er die letzte Bahn verpasst hat.

"Viele Flüchtlingshelfer und Sozialarbeiter sagen, das neue Integrationsgesetz ist zwar ein wichtiger Schritt, aber es ist immer noch nicht schnell genug."
Elisabeth Weydt

Verbesserungen verspricht das neue Integrationsgesetz, das dafür sorgen soll, dass Flüchtlinge schneller einen legalen Job finden. Aber selbst dann müssen noch bürokratische Hürden überwunden werden. Und selbst dann muss erst einmal ein Arbeitgeber gefunden werden, der bereit ist, einen Flüchtling einzustellen. So viel Geduld haben viele Flüchtlinge einfach nicht.

Mehr Hintergrund zum Thema:

Shownotes
Flüchtlinge
Schwarzarbeit zu Dumpinglöhnen
vom 30. August 2016
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Elisabeth Weydt