Es sind die schwersten Monsun-Regenfälle in Pakistan seit 30 Jahren. Seit Mitte Juni sind schon mehr als 1200 Menschen in den Fluten ums Leben gekommen. Ein Drittel des Landes steht unter Wasser – die Schäden sind gewaltig. Die Folgen spürt auch der globale Textilmarkt, denn Pakistan ist einer der größten Baumwollproduzenten weltweit.
Der schwere Monsunregen in Pakistan hört nicht auf: Gerade erst sind bei neuen Überschwemmungen weitere Menschen gestorben, allein in der Provinz Sindh im Süden des Landes nach Behördenangaben offenbar mindestens 50.
Durch die Unwetter ist auch ein großer Teil der in Pakistan angebauten Baumwolle zerstört worden. Zahlreiche Existenzen hängen an diesem für das Land wichtigen Wirtschaftszweig – Pakistan ist weltweit der fünftgrößte Baumwoll-Produzent.
Laut Schätzungen sind etwa 40 bis 45 Prozent der Baumwollernte des Jahres betroffen.
Die massiven Ernteausfälle führen laut Pakistan Tribune dazu, dass große Mengen Baumwolle aus dem Ausland importiert werden müssen. Die Baumwollpreise sind laut der Zeitung die höchsten in der Geschichte Pakistans. Dazu kommt die globale Energiekrise, in der sich auch der Textilsektor befindet.
Dürre in den USA weiterer Preistreiber
In Pakistan arbeiten zwei Drittel der Bevölkerung in der Landwirtschaft. Neben der Baumwollgewinnung ist auch die Herstellung von Bekleidung ein wichtiger Industriezweig. Wenn Pakistan dafür nun große Mengen Baumwolle zum Beispiel aus Indien oder China einkaufen muss, steigen die Produktionskosten - und damit auch die Preise an den Ladentheken weltweit.
Fast die Hälfte der Baumwolle aus den USA wird in Texas produziert. Dort hat es allerdings seit Januar zu wenig geregnet. Bereits im März wurde gemeldet, dass der Baumwollpreis deswegen auch dort auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen ist.
Alternativen: Viskose und Lyocell
Weil der Baumwollanbau anspruchsvoll und wegen des hohen Wasserverbrauchs nicht gerade ressourcenschonend ist, werden schon länger Alternativen angeboten - nicht erst seit der Flut in Pakistan treten diese in den Fokus: Viskose und Lyocell stehen da ganz vorne – beides sind Fasern auf der Basis von Holz. Sie haben ähnliche Eigenschaften wie Baumwolle, sind atmungsaktiv und – im Gegensatz zu Polyester – auch biologisch abbaubar.
"Ökologisch gesehen sind Viskose und Lyocell hoch gehandelte Alternativen zu Baumwolle."
Auch bei der Herstellung von Viskose werden aber viele Chemikalien verwendet und es entstehen giftige Stoffe wie Kohlenstoffdisulfid oder Natriumsulfat. Wenn diese nicht ordentlich entsorgt werden, kann das nicht nur den Menschen schaden, die Viskose produzieren, sondern auch das Abwasser und Ökosysteme beeinträchtigen.
Für die Herstellung von Lyocell, einer Weiterentwicklung der Viskose, werden dagegen keine giftigen Lösungsmittel und insgesamt deutlich weniger Chemikalien verwendet. Im Vergleich zur Produktion von Baumwolle und Chemiefasern wird für die Herstellung auch deutlich weniger Wasser benötigt. Lyocell, auch Tencel genannt, ist eine halbsynthetische Chemiefaser aus nachwachsenden Rohstoffen.
Hauptproblem ist die Überproduktion
Doch auch Lyocell kann das grundlegende Problem nicht lösen: Ein Drittel der weltweit produzierten Kleidung wird gar nicht erst verkauft, sagt Textilingenieur Kai Nebel. Die Mode-Industrie produziert zu viel.