Weltweit haben Schüler für mehr Klimaschutz demonstriert. Aber wie kann jetzt die "Fridays for Future"-Bewegung, die die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg ausgelöst hat, auch in der Politik langfristig etwas bewegen?
15.000 bis 20.000 Menschen sind laut Polizei bei der "Fridays for Future"-Demo am 15. März allein in Berlin auf die Straße gegangen. Die Veranstalter hatten nur mit 5000 Teilnehmenden gerechnet. Hauptsächlich haben Schüler an etwa 1700 Orten in 105 Ländern weltweit für das Klima demonstriert.
Im Invalidenpark, mitten in Berlin, haben tausende Kinder, Jugendliche und auch Studenten ihre Plakate in die Höhe gereckt. Darauf machen sie ihrem Ärger über die aktuelle Klimapolitik Luft. Vor allem Grundschüler sind, meist mit einem Elternteil im Schlepptau, zur Demo gekommen. "Wir gelten als Schulschwänzer, das ist uns aber egal," sagt ein Schüler. "Unser Lehrer hat uns unterstützt und wir holen Samstag alles nach," sagt ein anderer Teilnehmer.
Eine Frau ist mit einem Protestschild und ihren drei schulpflichtigen Kindern gekommen. Sie habe lange über eine Unterrichtsentschuldigung für ihre Kinder nachgedacht, aber der Lehrer habe gleich gesagt, dass er das Fehlen der Schüler entschuldige, wenn es eine Ausnahme bliebe. Sie habe sich den Tag bei der Arbeit freigenommen.
"Ich habe mir lange Gedanken gemacht, wie ich die Entschuldigungen formuliere, aber der Lehrer war zufrieden - wenn es eine Ausnahme wäre."
Schafft es die "Fridays for Future"-Bewegung Einfluss auf die Politik zu nehmen? Der Protestforscher Simon Teune von der TU Berlin sieht das Potenzial der Demos vor allem darin, dass es in Deutschland ein gutes Netzwerk von Umwelt- und Klimaschutzverbänden gibt und inzwischen sogar mehr als 23.000 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die Demos unterstützen.
Es steckt mehr hinter den Demonstrationen
Auch wenn nicht jeden Freitag 20.000 Menschen in Berlin auf die Straße gehen, müsse man fragen, welche Konsequenzen eine solche Bewegung nach sich ziehe, sagt Teune. Die Proteste auf den Straßen wären ja nur die offensichtlichste Form des Engagements.
"Protest ist das, was wir an der Oberfläche sehen können, aber die Leute, die protestieren gehen als andere Menschen nach Hause. Sie nehmen die Energie mit und wandeln ihr Engagement in andere Formen um."
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- Wie ein Lehrer zu den Schülerprotesten steht | Wer zur Demo geht, fehlt in der Schule und verpasst den Unterricht. Und genau das ist gesetzlich nicht erlaubt. Wie das an Schulen zwischen Schülern und Lehrern diskutiert wird, erzählt ein Lehrer.
- Proteste brauchen keine Anführerin - aber sie hilft | Brauchen Protestbewegungen eine Anführerin wie Greta Thunberg? Nicht unbedingt. Aber wenn Protestpotenzial generell da ist, können sie verstärkend wirken, erklärt ein Protestforscher.
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