In den USA ist ein 29-Jähriger an den Folgen einer seltenen Infektion gestorben. Ausgelöst durch die Amöbe Naegleria fowleri. Die Amöbe kann mit verunreinigtem Wasser über die Nase ins Gehirn gelangen und dort eine lebensgefährliche Entzündung verursachen.

Fabrizio Stabile, ein 29-jähriger Mann aus New Jersey, mähte am 16. September gerade den Rasen, als er plötzlich extrem starke Kopfschmerzen bekam. Die Schmerzen wurden immer schlimmer, irgendwann konnte er kaum noch sprechen und wurde daraufhin ins Krankenhaus eingeliefert. Eine Rückenmarksuntersuchung brachte schließlich Klarheit: Fabrizio hatte sich mit der Amöbe Naegleria fowleri infiziert. Am 21. September starb er an den Folgen der Infektion.

"Es handelt sich um einen einzelligen Parasiten, eine Amöbe, die vorzugsweise in sehr warmen Gewässern vorkommt."
Albrecht Kiderlen, Parasitologe am Robert Koch Institut

Albrecht Kiderlen, Parasitologe am Robert Koch Institut, erklärt, dass dieser einzellige Parasit vor allem in sehr warmen Gewässern vorkommt. Die Amöben würden überall auf der Welt leben, so Kiderlen, allerdings sei sie nur dort wirklich "sichtbar", wo Wissenschaftler auch danach suchen und sich mit Amöben beschäftigen. Aus diesem Grund wurde der Parasit bisher in den USA, in Karachi oder in Europa nachgewiesen.

Eine Infektion mit Naegleria fowleri ist extrem selten

In der pakistanischen Stadt Karachi stehen zum Beispiel Zisternen auf dem Dach, die von der Sonne stark aufgeheizt werden. Darin ist Wasser, das sehr lange steht. Dort sei Naegleria fowleri bereits nachgewiesen worden, sagt Albrecht Kiderlen, aber auch in anderen künstlichen sowie natürlichen Gewässern.

Bisher gehen Wissenschaftler davon aus, dass der Einzeller beim Schwimmen oder Tauchen über die Nase in den Körper gelang – auch bei jungen Menschen, deren Immunsystem völlig intakt ist. In islamischen Ländern gibt es die Tradition, die Nase mit Wasser zu reinigen. Auch dabei könne der Parasit mit verunreinigtem Wasser in die Nase, über den Riechnerv und dann ins Gehirn gelangen. 

"Da ist eine ziemlich direkte Verbindung zwischen Nase, Riechnerv und Gehirn."
Albrecht Kiderlen, Parasitologe am Robert Koch Institut

Insgesamt ist die Infektion mit Naegleria fowleri allerdings extrem selten. Seit die Amöbe bekannt ist, konnten Forscher weltweit 150 Fälle nachweisen, in denen Menschen von diesem Parasiten befallen worden sind.

Die Symptome sind ähnlich wie bei einer Hirnhautentzündung, unter anderem klagen Patienten über sehr starke Kopfschmerzen und einen steifen Nacken, später können auch Desorientierung und Verhaltensänderungen dazukommen. Beim Befall mit Amöben geht es bis zum Koma.

Für Ärzte ist es jedoch sehr schwer zu erkennen, ob die Hirnhautentzündung durch Viren, Bakterien oder eben durch die Amöbe Naegleria fowleri ausgelöst wurde. "Der Arzt denkt – nicht zu Unrecht – zuerst an andere Erreger", erklärt Albrecht Kiderlen, "da kommen noch Pilze infrage, alles mögliche. Aber Amöben stehen ganz weit hinten auf der Skala bei dem, was alles abgerufen wird."

Kaum jemand überlebt eine solche Infektion

Die Überlebenschancen sind sehr gering. Es gibt zwar junge Menschen, bei denen im Immunsystem nachgewiesen werden konnte, dass sie die Amöbeninfektion bereits einmal durchlebt haben, ohne ernsthaft zu erkranken. Wenn der Befall mit den Amöben allerdings zum Ausbruch einer Hirnhautentzündung führt, gebe es kaum Überlebenschancen, sagt der Parasitologe. Die meisten Menschen sterben in einem Zeitraum zwischen 6 und 14 Tagen nach der Infektion.

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Shownotes
Naegleria fowleri
Die gehirnfressende Amöbe
vom 02. Oktober 2018
Gesprächspartner: 
Albrecht Kiderlen, Parasitologe am Robert Koch Institut
Moderatorin: 
Sonja Meschkat