Wenn seine Klassenkameraden über Skiurlaube oder die Restaurants reden, in denen sie mit ihren Familien essen waren, kann Steven nicht mitreden. Er muss neben seinem Abitur dreimal die Woche arbeiten und seine Mutter zu Hause unterstützen - Geld ist wenig da. Soziologe Thomas Eilt Goes erklärt die Hintergründe für soziale Ungleichheit.
Steven ist 19 Jahre alt und hat schon früh gelernt: Geld ist wichtig. Denn bei ihm zu Hause fehlte es oft – und war deshalb ständig Thema. Zu Hause mithelfen, auf den kleinen Bruder aufpassen, einkaufen gehen und Briefe von Ämtern durchgehen, war für Steven normal. Freizeit kam dabei oft zu kurz.
Struktur für ein bisschen Freizeit
Damit Steven auch etwas Zeit für sich haben kann, muss er seinen Tag gut strukturieren, erzählt er. Schule und Job haben aber trotzdem Priorität. Denn im Hinterkopf denkt er bei seinen Entscheidungen immer auch schon die Konsequenzen für die Zukunft mit. Für ihn ist klar: Er will später in besseren Verhältnissen leben.
"Ich habe sehr früh gemerkt, das mein einziger Weg aus dieser relativen Armut die Bildung ist."
Deshalb ist ihm sein schulischer Erfolg besonders wichtig. Zum Glück deckt sich vieles von dem was er in der Schule vermittelt bekommt, mit seinen Interessen, sagt er. Trotzdem setzt er sich selbst ziemlich unter Druck.
Viele seiner Freunde würden sich kaum Gedanken darüber machen, wie weit ihre schulischen Leistungen in die Zukunft reichen könnten. Steven überlegt sich bei jeder Klausur, ob ein schlechtes Ergebnis ihm nicht vielleicht Steine in den Weg legen könnte.
Fremder Habitus
Steven ist gut in der Schule und hat Freunde, trotzdem fühlt er sich manchmal auch fremd, etwa wenn der Lehrer über Skiurlaube witzelt und er nicht mitreden kann. In solchen Situationen fühlt er sich, als würde er auf einer anderen Ebene stehen und ist mit einem Verhalten konfrontiert, den er nicht kennt.
Auch viele seiner Freunde kommen aus ganz anderen Verhältnissen und haben nur wenige der Erfahrungen gemacht, die Steven von zu Hause kennt. Dann muss er erst einmal seine Situation erklären – und erntet oft erstaunte Blicke.
"Statt über meine Erfahrungen reden und mich austauschen zu können, muss ich mich öfter erklären – etwa, warum ich noch nie ein Steak gegessen habe."
Austausch und Menschen, die in einer ähnlichen Situation aufgewachsen sind wie er, hat Steven über den Verein Arbeiterkind.de gefunden. Dieser unterstützt Kinder aus Arbeiterfamilien – egal ob in Sachen Finanzierung, Austausch, Zuspruch oder Hilfe bei einer Bewerbung.
Die Mittel für gutes Leben sind ungleich verteilt
Thomas Eilt Goes ist Sozialwissenschaftler und forscht zu sozialer Ungerechtigkeit. Entscheidend ist dabei immer noch, in welche Klasse eine Person geboren wird. Denn das bestimmt maßgeblich, wie zugänglich gewisse Ressourcen, wie etwa Bildung und Einkommen, für eine Person sind.
"Die größten Hindernisse für sozialen Aufstieg sind Armut und die sozialen Probleme in die man hineingeboren wird."
Diese Ressourcen sind in der Gesellschaft ungleich verteilt – und das ist nicht zufällig so. "Vereinfacht gesagt, ist das Glück der einen das Unglück der anderen Großgruppen in der Gesellschaft", sagt der Sozialwissenschaftler.
Wie Steven mit dem Druck umgeht, neben Arbeit und Familie unterstützen auch gut in der Schule zu sein und warum es der Sohn von Thomas Eilt Goes in mancher Hinsicht besser hat als er in seiner Kindheit, das hört ihr in dieser Ab 21.
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