Der Ingenieur Paul Zabel wird ab Dezember 2017 an der Neumayer-Station III am Südpol ein Jahr lang Salat, Gurken, Paprika, Kräuter und Tomaten anbauen. Mit dem Projekt "EDEN ISS" wollen die Wissenschaftler so gut wie möglich eine Langzeitmission im Weltall simulieren.

Paul Zabel hat an der TU Dresden studiert und ist gerade 30 geworden. Ende des Jahres bricht er zu einem sehr besonderen "Urlaub" in den Süden auf. Sehr weit nach Süden: In einem eigens konstruierten Container-Gewächshaus in der Antarktis wird der Ingenieur vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bremen mit künstlichem Licht und effektiven Nährstofflösungen Salat und Gemüse pflegen, ernten und vermessen.

Vom Ingenieur zum "Weltraum"-Bauer

Das Projekt "EDEN ISS" will sich so authentisch wie möglich den Lebensumständen im Weltraum annähern:

  • isolierter Standort
  • kleine Crew, die abgeschieden zusammenlebt
  • kein Erdboden, in dem Pflanzen wachsen können
  • Versorgungslage, in der frisches Obst und Gemüse auf dem Speiseplan umso mehr willkommen sind
"Einen speziellen Weltraumgärtner-Kurs gibt es noch nicht, aber ich habe mir in den Niederlanden von Garten-Profis ein paar Tipps und Tricks beibringen lassen."
Paul Zabel, DLR-Ingenieur und bald Gemüsegärtner am Südpol

Seitdem ist Paul ein Pflanzen-Flüsterer: Er weiß jetzt, wie man erkennt, ob es ihnen gut oder schlecht geht, ob sie Krankheiten haben oder ob Ungeziefer dran ist. Am Südpol wird Paul von seinen Kenntnissen profitieren, denn je besser er Bescheid weiß, desto abwechslungsreicher und leckerer wird der Speiseplan.

Projekt EDEN ISS, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
© DLR

Autarkes System

Paul und seine Crew machen sich komplett unabhängig von den äußeren Umgebungsbedingungen am Südpol - die bisweilen ziemlich ungemütlich werden dürften.

"Unser Gewächshaus ist komplett abgeschlossen - wir können drinnen alles steuern."
Paul Zabel, DLR-Ingenieur

Die Schwerkraft kann man am Südpol allerdings nicht testen. Dazu wurden aber schon viele Experimente auf der ISS und auch schon vorher, auf der MIR, durchgeführt, erzählt Paul. Diese Tests hätten gezeigt, dass Pflanzen auch in der Schwerelosigkeit gut wachsen sowie Blüten und Früchte bilden können, die man dann auch essen kann.

Erinnerung an die Heimat

Schon jetzt überlegt Paul, welche persönlichen Gegenstände, Fotos und Andenken er mitnehmen wird. Ganz wichtig ist ihm auch sein persönlicher Teein-Lieferant.

"Das ein oder andere Kilo Schwarztee werde ich mitnehmen, so dass ich da ein Jahr über die Runden komme. Außerdem fürs Heimatgefühl vielleicht einen speziellen Senf oder Meerrettich."
Paul Zabel, DLR-Ingenieur

Im Dezember wird Paul zunächst nach Kapstadt fliegen. Von dort aus geht es dann mit einem russischen Transportflugzeug zu einer russischen Antarktisstation weiter, anschließend mit einem kleineren Flugzeug zur Station des Alfred-Wegener-Instituts (AWI).

Projekt EDEN ISS, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
© DLR
So ähnlich wird es aussehen im Container der Neumayer-Station III am Südpol
Shownotes
Gemüsezucht in der Antarktis
Gurken für den Weltraum
vom 16. Juli 2017
Moderation: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartner: 
Paul Zabel, Ingenieur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)