Geschlechtskrankheiten sind für viele immer noch ein Tabuthema. Im Saarland gibt es deswegen gerade eine besondere Aktionswoche, die auf das Thema aufmerksam machen soll – mit Beratungen und Testangeboten. Aber: Wann sollte man sich eigentlich testen lassen?

Einige von euch kennen diese Situation vielleicht: One-Night-Stand und das Kondom reißt. Aber der Mensch, mit dem man da gerade Sex hatte, den kennt man kaum. Sollte man sich in so einer Situation also besser auf Geschlechtskrankheiten testen lassen?

Fest steht: Bei dem Thema gibt es immer noch viele Unsicherheiten und Scham. Im Saarland findet gerade eine Aktionswoche zu dem Thema statt. Wir haben mit Patrick Orth von der Aidshilfe NRW darüber gesprochen. Und er hat uns unter anderem die Frage beantwortet, welche sexuell übertragbaren Krankheiten am häufigsten in Deutschland vorkommen. Die Top 3 sind:

  • Chlamydien
  • Syphilis
  • Tripper

HIV-Infektion bekommt man nicht so schnell

Besonders häufig stecken sich Menschen mit Chlamydien an. Fachleute gehen von 300.000 Fällen pro Jahr aus, so Orth. Davon betroffen seien insbesondere Frauen. Bei Syphilis und Tripper sprechen Expertinnen und Experten von zwischen 8.000 und 20.000 Fällen pro Jahr.

Nochmal deutlich seltener treten HIV-Infektionen auf: Im Jahr 2021 infizierten sich zum Beispiel etwa 1.800 Menschen neu, schreibt die Deutsche Aidshilfe. Das liegt daran, dass HIV im Vergleich zu Chlamydien, Syphilis und Tripper schwieriger zu bekommen ist – bei einer Infektion müssen mehr Faktoren zusammenspielen.

Eine Geschlechtskrankheit kommt nicht aus dem Nichts

Wichtig zu wissen:

  • Eine Geschlechtskrankheit könnt ihr erst dann bekommen, wenn ihr Sex mit einer Person hattet, die eine sexuell übertragbare Infektion hatte.
  • Vom ungeschützten Sex allein bekommt ihr noch keine Geschlechtskrankheit.
  • Eine Geschlechtskrankheit könnt ihr euch nicht einfangen, nur weil ihr euch auf eine dreckige Toilette gesetzt habt.

Klingt selbstverständlich, ist aber trotzdem wichtig zu betonen, weil immer noch viele Mythen kursieren, meint Patrick Orth.

"Es gibt Stellen, die mit Jugendlichen arbeiten, die empfehlen, bevor man das erste Mal Sex hatte, sollte man sich checken lassen. Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Wo kein Sex ist, kann keine sexuell übertragbare Infektion stattfinden."
Patrick Orth, Aidshilfe NRW

Wer häufig seinen Sexualpartner wechselt und ungeschützt Sex hat, die oder der wird auch früher oder später mal eine Geschlechtskrankheit bekommen, so Patrick Orth. Diese Personen sollten sich regelmäßig testen lassen – etwa ein Mal pro Jahr. Wer häufig das Kondom weglässt, bei dem besteht logischerweise auch eher die Gefahr, dass er oder sie sich ansteckt.

Empfehlung: ein Mal pro Jahr testen – und bei jedem Verdacht

Wichtig: Wenn der Verdacht besteht, dass ihr euch infiziert haben könntet, solltet ihr euch auf jeden Fall testen lassen. Dafür gibt es unterschiedliche Stellen wie etwa Aidshilfen oder auch Labore, denen man Abstriche schicken kann, die man selbst gemacht hat.

Außerdem gibt es auch Selbsttests, die man eigenständig durchführt oder in Gesundheitsämtern und Arztpraxen machen kann. Häufig sind solche Tests dort kostenlos. Einige Beratungsstellen berechnen allerdings auch etwas. Die Preisspanne liegt zwischen 10 und 50 Euro.

Shownotes
Gesundheit
Wann man sich auf Geschlechtskrankheiten testen sollte
vom 26. September 2023
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Patrick Orth, Aidshilfe NRW